Sachsens Biotech-Branche über gemeinsame Zukunftsstrategie stärken

10.04.2014 - Deutschland

Seit der im Jahr 2000 gestarteten Biotech-Offensive des Freistaats hat sich Sachsen zu einem vitalen Standort der Biotechnologie und Lebenswissenschaften entwickelt. Die sächsische Biotechnologie-Branche zeichnet sich durch eine beachtliche internationale Bekanntheit und Wettbewerbsfähigkeit aus. Dennoch hat der Aufwärtstrend inzwischen spürbar nachgelassen. Um der Branche einen neuen Wachstumsschub zu geben, formulierte Sachsens Biotech-Branche bereits vor eineinhalb Jahren das richtungsweisende Zukunftskonzept "biosax2030". Akteure des Biotech-Clusters biosaxony haben nun ein konkretes Maßnahmenpaket für die Optimierung von Technologietransfer und Förderstrukturen in Richtung der Sächsischen Staatsregierung formuliert und diskutierten darüber gemeinsam mit Politikern im Rahmen des 3. BIOTECH MEETS POLITICS.

Sächsische Biotechnologiebranche: 6.000 Mitarbeiter

Die sächsische Biotech-Branche ist ein Motor der technologischen und wirtschaftlichen Entwicklung des Freistaats: In insgesamt 80 Biotech- und Pharmaunternehmen sowie 30 universitären und außeruniversitären Forschungseinrichtungen sind 2.000 Mitarbeiter im Kernbereich und über 6.000 Mitarbeiter inklusive der vernetzten Bereiche beschäftigt. Laut dem vom Branchenverband biosaxony herausgegebenen aktuellen Biotechnologie-Report Sachsen haben jedoch 62 Prozent der sächsischen Unternehmen weniger als zehn Mitarbeiter - deutschlandweit trifft dies auf nur 44 Prozent zu. "Der Branche fehlen nach wie vor die kräftigen Zugpferde", sagt biosaxony-Geschäftsführer André Hofmann. "GlaxoSmithKline in Dresden ist das einzige Biotech-Großunternehmen in ganz Sachsen. Wir können stolz darauf sein, dass wir beispielsweise mit dem Zentrum für Regenerative Therapien Dresden CRTD der TU Dresden oder dem Fraunhofer Institut für Zelltherapie und Immunologie in Leipzig erstklassige und weltweit renommierte Forschungseinrichtungen am Standort vorweisen können. Doch an der Kommerzialisierung der Forschungsergebnisse in Form von Produktüberführungen und Unternehmensgründungen mangelt es in Sachsen nach wie vor." Ein Ergebnis des neuen Biotechnologie-Reports lautet: 50 Prozent der sächsischen Unternehmer, Wissenschaftler und Vertreter von Technologietransferstellen sehen bei der Praxis des Technologietransfers noch Optimierungsbedarf.

Erste Erfolge

Die Sächsische Zukunftskommission für Biowissenschaften und Lebenstechnologien - ein unabhängiger Zusammenschluss von Experten, Unternehmern, Forschern und Wissenschaftlern, die den Biotech-Standort Sachsen voranbringen wollen - legte im Herbst 2012 ihr Zukunftskonzept "biosax2030" vor. Darin empfahl sie eine neue Hightech-Transfer-Offensive für die marktorientierte Entwicklung und Verwertung von Ideen und Wissen in neue Produkte, Systeme und Anwendungen sowie eine Gründungs- und Wachstumsoffensive für kleinere und mittlere Unternehmen (KMU) zur gezielten Förderung eines nachhaltigen Wirtschaftswachstums in der sächsischen Biotech-Branche. Ein erster Erfolg ist die von der Stadt Dresden und dem Wissenschaftsministerium unterstützte Gründung der Konferenz "bionection", die erstmals im Herbst dieses Jahres Wissenschaftler und innovative Unternehmen mit dem Ziel zusammen bringt, Forschungsergebnissen den Weg in die Wirtschaft zu ebnen. Die im aktuellen Doppelhaushalt des Freistaats Sachsen für die sächsische Biotechnologie zusätzlich bereitgestellten Mittel von 9 Mio. Euro kamen vollständig der biotechnologischen, dabei anwendungsnahen Forschung zugute - eine gezielte Förderung des Technologietransfers blieb jedoch aus. Zudem stellt der Freistaat derzeit keine Mittel zur Verfügung, um die Strukturen des Translationszentrums für Regenerative Medizin (TRM) in Leipzig als wichtiger Schnittstelle von Forschung und Anwendung fortzuführen und weiter zu entwickeln.

Erste Empfehlungen für Branche und Freistaat Sachsen

Um den sächsischen Biotech-Standort neue Wachstumsimpulse geben zu können, richten sich die Forscher, Wissenschaftler und Unternehmer der sächsischen Biotechnologie und Lebenswissenschaften aus dem Biotech-Cluster biosaxony nun mit einem ersten Paket konkreter Empfehlungen und Forderungen an den Freistaat Sachsen. Hierzu zählen:

  • Aufbau einer gezielten Förderung von Validierungsmaßnahmen, um Hürden für innovative Produkte beim Markteintritt zu senken
  • Aufbau eines Technologie-Scoutings durch die Transferstellen nach dem Modell der Universität Leipzig mit dem Ziel, Unternehmen mit neuem Wissen und innovativen Produktideen zu erreichen
  • Schaffung eines eigenen, auf die Bedürfnisse der Biotechnologie und Lebenswissenschaften angepassten Fördertopfes im Technologiegründerfonds (TGFS) bzw. in einer vergleichbaren Struktur, um eine wirksamere Anschubfinanzierung von Startup-Unternehmen zu gewährleisten
  • Schaffung eines Grant-Management-Systems für die sächsische Biotechnologie, um die Branchenmitglieder aus Sachsen in künftigen internationalen Großprojekten besser einbringen und unterstützen zu können
  • Schaffung der notwendigen Voraussetzungen für die räumliche Weiterentwicklung von Branchenunternehmen an den sächsischen Standorten

Roland Göhde, Vorstandsvorsitzender des biosaxony e.V. und Geschäftsführer der Partec GmbH formuliert die Erwartung an den Freistaat Sachsen wie folgt: "In Wissenschaft und Forschung ist die sächsische Biotechnologie deutlich sichtbar und anerkannt gut aufgestellt. Bei der Überführung von F&E-Aktivitäten in Richtung marktfähiger Produkte und der wirtschaftlichen Verwertung von innovativen Ideen durch sächsische Unternehmen, wie auch bzgl. geeigneter Strategien zur Gründung von neuen Unternehmen und zur Unterstützung des Wachstums von bestehenden KMU haben wir aber einen erheblichen Nachhol- und Handlungsbedarf. Vom Freistaat erhoffen wir uns, dass er den Bereich Biotechnologie & Life Sciences sowie die verschiedenen Erfordernisse für eine erfolgreiche Weiterentwickung der Branche insgesamt im Blick behält, dabei entsprechende Justierungen seiner Förderpolitik und gezieltere Unterstützungsmaßnahmen realisiert, damit die erreichten Stärken ökonomisch auch möglichst wirksam nutzbar gemacht werden. Wenn wir gemeinsam und gut abgestimmt handeln, können wir die Biotechnologie in Sachsen für die Zukunft noch deutlich besser und schlagkräftiger aufstellen."

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