Den Krebs verhungern lassen
Wissenschaftler erforschen neuen Ansatz zur Behandlung von Eierstock-, Gebärmutter- und Brustkrebs
„Krebszellen haben einen besonderen Stoffwechsel, der sie von den normalen Körperzellen unterscheidet. Sie benötigen zum Leben Zucker, den sie unter sauerstofffreien Bedingungen verarbeiten können. Nimmt man ihnen diesen weg, werden sie sehr empfindlich und sterben schneller“, sagt Professor Dr. Carsten Gründker, Leiter des Forschungslabors in der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe an der Universitätsmedizin Göttingen.
Das wissen die Forscher bislang: Alle normalen Körperzellen beziehen ihre Energie aus der Sauerstoffatmung. Die Krebszellen unterscheiden sich von den normalen Zellen: Da im Tumor Sauerstoffmangel herrscht, können und müssen Krebszellen ihren Energiebedarf vollständig mit sauerstofffreiem Stoffwechsel decken. Um Energie zu gewinnen, nehmen Krebszellen besonders viel Zucker, also Glukose, auf und haben einen hohen sauerstofffreien Zuckerstoffwechsel, auch anaerobe Glykolyse genannt. Dieser gesteigerte Zuckerstoffwechsel der Krebszellen stellt einen Angriffspunkt für eine gezielte Therapie von Krebs dar: Hemmt man den Zuckerstoffwechsel, verhungert die Krebszelle. Ein wirksamer Hemmstoff ist die Glukose-ähnliche 2-Deoxy-D-Glukose (2DG). Wird dieser Hemmstoff anstelle des natürlichen Zuckers in den Zellen aufgenommen, wird er dort nicht weiter ver-arbeitet. Die Krebszelle wird nicht mehr mit Energie versorgt und kann sich nicht teilen. Dadurch ist der Krebs anfälliger gegenüber anderen gezielten Therapien. Diesen Ansatz wollen die Forscher jetzt für die Behandlung von Eierstock-, Gebärmutter- und Brustkrebs überprüfen, um so den Krebs doppelt gezielt anzugreifen.
Das Forschungsprojekt soll klären, wie der sauerstofffreie Stoffwechsel gehemmt werden kann, auf den die Tumorzellen angewiesen sind um Energie zu gewinnen. Diesen Mechanismus möchten die Forscher ergründen. Dazu setzen sie verschiedene Methoden der Zellbiologie und der Stoffwechselbiochemie ein. Dabei untersuchen sie Faktoren wie das Zellwachstum, der programmierte Zelltod und die Signalmechanismen der Zelle. Ziel dieser Untersuchungen ist eine nebenwirkungsarme Krebstherapie. Die Hemmung des Zuckerstoffwechsels ist nicht nur als Einzeltherapie geeignet. Sind die Tumorzellen stark schwächt, werden sie gegenüber anderen Therapien wie der Chemotherapie anfälliger.
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