Biotechnologie-Unternehmer optimistisch

Geschäftsklima so positiv wie seit Jahren nicht mehr

16.01.2014 - Deutschland

Die deutsche Biotechnologie-Branche sieht sich für das kommende Jahr gut gerüstet. Die Kapitalinvestitionen in deutsche Biotechnologie-Firmen sind um 20 Prozent gestiegen. Gleichzeitig wird die aktuelle Geschäftslage so positiv wahrgenommen wie seit vielen Jahren nicht mehr. Auch in der Einschätzung des aktuellen und zukünftigen politischen Klimas in Deutschland hat es eine klare Trendwende zum Positiven gegeben. Offenbar hoffen die Unternehmen darauf, dass die neue Bundesregierung die Maßnahmen zur Verbesserung der Finanzierungssituation aus dem Koalitionsvertrag umsetzt. Das hat eine Umfrage des Verbandes der Biotechnologie-Industrie, BIO Deutschland, in Kooperation mit dem Branchenmagazin |transkript ergeben.

Die Umfrage zeichnet ein positives Gesamtbild. Fünf der sechs untersuchten Indikatoren zeigen nach oben. Die Biotech-Unternehmen wollen verstärkt Personal einstellen. Zum ersten Mal seit drei Jahren ist der entsprechende Indexwert wieder gestiegen. Dies ist verbunden mit der positiven Beurteilung der aktuellen Geschäftslage. Sie markiert einen sechsjährigen Höchststand. Ähnlich verhält es sich mit der Einschätzung der zukünftigen Geschäftslage, die ebenfalls positiver ausfällt. Die Einschätzung des aktuellen politischen Klimas hat einen langjährigen Trend durchbrochen und liegt auf ähnlichem Niveau wie nach der Bundestagswahl 2009. Auch die zukünftige Entwicklung des politischen Klimas wird deutlich positiver eingeschätzt. Lediglich die Bereitschaft der Firmen, in Forschung und Entwicklung zu investieren, ist der Umfrage zufolge zurückgegangen.

Die Ergebnisse werden ergänzt durch Recherchen von BIO Deutschland und |transkript. Demnach haben sich die Eigenkapitalinvestitionen 2013 mit rund 360 Mio. Euro gegenüber 2012 um 20 Prozent gesteigert. Obwohl 2013 keine Börsengänge stattfanden, konnten sich zahlreiche Aktionäre an Biotech-Investments erfreuen. Unter den zwölf unterschiedlichen Unternehmen im Prime IG Biotech der Deutschen Börse gab es lediglich zwei Kursverlierer; genauso viele Firmen konnten ihren Wert mehr als verdoppeln.

Insgesamt zeigen die Umfrageergebnisse, dass die Unternehmen trotz knapper Kassen von ihren Geschäftsmodellen überzeugt sind. Dies liegt auch darin begründet, dass die Bedeutung der Biotechnologie wächst. Längst findet sie nicht nur in dem besonders von Kapital abhängigen Bereich der Medikamentenentwicklung ihren Einsatz. Stattdessen werden biotechnologische Verfahren immer häufiger in klassischen Industrien wie dem Automobilbau, der Chemie oder der Kosmetik eingesetzt. Die hier entwickelten biobasierten Produkte reduzieren die Abhängigkeit von fossilen Ressourcen wie Erdöl, Erdgas oder Kohle und schonen so Klima und Umwelt. Sowohl die Gesundheitswirtschaft als auch die Bioökonomie werden im Koalitionsvertrag mehrmals erwähnt. Entsprechend hoch sind die Erwartungen der Unternehmen an die Politik.

Peter Heinrich, Vorstandsvorsitzender der BIO Deutschland, bilanziert: „Die mangelnde finanzielle Förderung innovativer kleinerer und mittlerer Unternehmen in Deutschland bleibt ein großes Problem. Auch beim Venture-Kapital und bei Börsengängen finden Unternehmen in anderen Ländern häufig bessere Bedingungen vor, was ja gerade in den USA im Moment zu einem Investitionsschub und einem regelrechten Biotech-Boom führt.“

Andreas Mietzsch, Herausgeber von |transkript: „Die Rote Biotechnologie bleibt prägend. Jedoch wächst der Einsatz biotechnologischer Verfahren in anderen Bereichen der Industrie signifikant. Diese Entwicklung ist wichtig für Wettbewerbsfähigkeit, Arbeitsplätze und Nachhaltigkeit, doch nur selten spektakulär genug für große Schlagzeilen.“

Viola Bronsema, Geschäftsführerin der BIO Deutschland, kommentiert: „Es ist gut, dass die Grundstimmung in unserer Branche positiv ist. Die Zurückhaltung bei Investitionen in Forschung und Entwicklung zeigt allerdings auch, dass sich das Vertrauen in die neue Regierung erst festigen muss.“

Die Indexwerte im Einzelnen:

  • aktuelle Geschäftslage: +2,64 Punkte auf 99,13 Punkte
  • Erwartungen zukünftige Geschäftslage: +1,13 Punkte auf 92,12 Punkte
  • F&E-Investitionsindex: - 3,05 Punkte auf 93,05 Punkte
  • Beschäftigungsindex: +2,80 Punkte auf 95,32 Punkte
  • aktuelle politische Rahmenbedingungen: +5,61 Punkte auf 97,31 Punkte
  • zukünf

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