Leipziger Forscher suchen Ursachen der chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung
Die chronische Pankreatitis ist eine relativ seltene Erkrankung, die etwa fünf bis zehn Menschen auf 100.000 Einwohner trifft. Wie Privatdozent Dr. Jonas Rosendahl, Oberarzt an der Uniklinik und Poliklinik für Gastroenterologie und Rheumatologie erläutert, umfasst diese Zahl alle Formen der Erkrankung. "Meistens entsteht sie durch langjährigen Alkoholmissbrauch. Wir haben uns in diesem Projekt aber auf die Pankreatitis konzentriert, die ohne Alkoholkonsum entsteht und deutlich seltener vorkommt." Professor Joachim Mössner, Direktor der Klinik und Poliklinik für Gastroenterologie und Rheumatologie, betont die Bedeutung der Forschungsergebnisse: "Es ist für viele Patienten ein Gewinn, wenn sie wissen, warum sie diese Erkrankung getroffen hat. Zugleich bietet sich nunmehr die Möglichkeit an, Patienten auch auf Veränderungen in diesem neuen Pankreatitis-Gen zu untersuchen, um die Krankheitsursache zu erkennen."
Ausdrücklich verweisen beide auf die exzellente Laborarbeit von Dr. Sebastian Beer, der an der amerikanischen Boston University funktionelle Experimente vornahm und jetzt wieder seine Facharztausbildung in Leipzig fortführt. "Seine Analysen waren zum Gelingen der Forschungsarbeiten genauso entscheidend wie der genetische Teil", sagt Rosendahl. Er ist auch in der Ambulanz tätig und leitet seit drei Jahren zudem ein Pankreatitis-Projekt, das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft unterstützt wird und an dem europaweit rund 70 Wissenschaftler mitwirken. "Wir gehen dabei der Frage nach, welche Rolle genetische Risikofaktoren bei der Alkohol-induzierten chronischen Pankreatitis spielen. Man könnte es sich ja einfach machen und sagen: Die Alkoholiker sind ja selbst schuld, wenn sie erkranken. Aber nicht jeder Alkoholiker bekommt die Krankheit. Deshalb muss es noch andere Ursachen geben."
Auch hier wurde im Verlaufe von drei Jahren das Genom von rund 2000 Patienten analysiert. Die Ergebnisse müssen noch ausgewertet werden, um sicher sagen zu können, welche Gene entscheidend sind. "Klar ist schon: Es gibt genetische Ursachen. Interessant ist dann aber noch, die Funktionskette von der Veränderung des Gens oder der Gene bis zum Ausbruch der Krankheit zu untersuchen. Denn erst damit kommt man zu Erkenntnissen, die möglicherweise therapeutische Ansätze bieten. Es gibt also noch viel zu erforschen."
Originalveröffentlichung
Weitere News aus dem Ressort Wissenschaft
Holen Sie sich die Life-Science-Branche in Ihren Posteingang
Ab sofort nichts mehr verpassen: Unser Newsletter für Biotechnologie, Pharma und Life Sciences bringt Sie jeden Dienstag und Donnerstag auf den neuesten Stand. Aktuelle Branchen-News, Produkt-Highlights und Innovationen - kompakt und verständlich in Ihrem Posteingang. Von uns recherchiert, damit Sie es nicht tun müssen.