Malaria-Schutz bei Schimpansen
Auch frei lebende Schimpansen verfügen im fortgeschrittenen Alter über einen besseren Immunschutz gegenüber Malaria-Erregern
© Sonja Metzger
Bei in Malaria-Gebieten lebenden Menschen sinken mit steigendem Alter sowohl die im Körper nachweisbare Anzahl an Erregern als auch die mit Malaria im Zusammenhang stehende Krankheitshäufigkeit und Sterblichkeit. Das zeigt, dass im Laufe des Lebens progressiv ein Immunschutz aufgebaut wird. Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie und vom Robert Koch-Institut haben analysiert, inwiefern es auch bei frei lebenden Schimpansen einen Zusammenhang zwischen Alter und Malaria-Infektion gibt.
Dazu sammelten die Forscher im Taï-Nationalpark an der Elfenbeinküste 141 Kotproben von sieben weiblichen und zwölf männlichen Schimpansen im Alter von drei bis 47 Jahren. Den Kotproben entnahmen die Forscher DNA, analysierten diese und konnten so herausfinden, welche Proben Malaria-Erreger enthielten. „Während der zwei Monate, in denen wir Proben gesammelt haben, war fast jedes Tier wenigstens einmal mit Malaria-Erregern infiziert“, sagt Helene De Nys vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie und vom Robert-Koch-Institut. „Unsere Daten zeigen außerdem, dass zu jedem Zeitpunkt wenigstens ein Mitglied der Schimpansengruppe infiziert gewesen ist.“
Weitere Untersuchungen ergaben, dass bei älteren Tieren weniger oft Malaria-Erreger nachgewiesen werden konnten als bei jüngeren. Ob es sich bei ihnen um weibliche oder männliche Tiere handelte, war hingegen nicht von Belang. „Dies sind die ersten Hinweise darauf, dass die epidemiologischen Merkmale einer Malaria-Infektion bei frei lebenden Schimpansen mit denen bei menschlichen Populationen vergleichbar sind“, sagt Roman Wittig vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie. „Wie beim Menschen, spielt die Herausbildung einer erworbenen Immunität möglicherweise auch bei Schimpansen eine wichtige Rolle.“
Im Laufe dieses Prozesses tragen Malaria-Parasiten möglicherweise auch direkt zur Sterblichkeit junger Schimpansen bei. Während bei der Untersuchung von mehr als 30 verstorbenen erwachsenen Schimpansen derselben Gemeinschaft Malaria als mögliche Todesursache ausgeschlossen werden konnte, bleibt die Frage hinsichtlich der Jungtiere offen. Zwar ist bekannt, dass die Sterblichkeitsrate bei jungen Schimpansen sehr hoch ist; ihre Kadaver sind aber selten zugänglich, da sie schwerer auffindbar sind und oft mehrere Tage lang von ihren Müttern getragen werden. „Noch können wir nichts Genaues über die Pathogenität von Malaria-Erregern bei frei lebenden Schimpansen sagen. Unsere Ergebnisse zeigen jedoch, dass der ständige Kontakt dieser Schimpansenpopulation mit Malaria-Erregern bei den Tieren zu einer gewissen Immunität geführt hat”, sagt Fabian Leendertz vom Robert Koch-Institut.