Hochdotiertes Forschungsprojekt zur Entwicklung eines künstlichen Schliessmuskels
Inkontinenz ist für die Betroffenen eine doppelte Last: Der Leidensdruck ist hoch, und darüber zu sprechen erfordert Überwindung. Während sich leichte Formen medikamentös behandeln lassen, versuchen Ärzte bei schweren Fällen die Schäden am Schliessmuskel operativ zu reparieren oder einen künstlichen Schliessmuskel einzusetzen.
Viele der heutigen, oft hydraulisch funktionierenden Schliessmuskel-Implantate weisen indessen gravierende Nachteile auf: Einerseits üben sie zu grossen und vor allem permanenten Druck auf das Gewebe aus, was zu Verletzungen des Darmausgangs führen kann. Andererseits ist ihre Handhabung oft kompliziert – besonders für die älteren Patienten.
Die Forscher um Prof. Bert Müller vom Biomaterials Science Center der Universität Basel möchten deshalb gemeinsam mit Partnern ein Implantat entwickeln, dass sich wie ein natürlicher Muskel anspannen und wieder entspannen kann: «Ein intelligenter Schliessmuskel sollte etwa den Druck automatisch erhöhen, wenn der Patient hustet», erläutert Forschungsleiter Prof. Bert Müller vom Biomaterials Science Center der Universität Basel.
Dabei setzen die Forscher auf zehntausende nanometerdünne Kunststofffilme, die sich bei einer elektrischen Spannung verformen. Die Technologie existiert grundsätzlich schon, allerdings ist eine Miniaturisierung nötig, um sie bei batteriebetriebenen Implantaten anwenden zu können, die mehrere Jahre halten sollen.
Breites Konsortium von Forschung und Industrie
Die Antriebselemente, welche die elektrischen Signale in mechanische Bewegung umwandeln, sollen auf Basis elektroaktiver Polymere an der Universität Basel entworfen und gebaut werden. Die dafür notwendige leistungsfähige Elektronik wird von der Empa entwickelt. Welchen Anforderungen die Schliessmuskel genügen müssen, definieren Kliniker aus Bern und Schaffhausen, und getestet werden die Implantate von der Universität Bern.
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