Erbrechen, Durchfall und Kälteschmerz nach Fischverzehr
Erster Ausbruch von Ciguatoxin-Vergiftungen nach Fischgenuss in Deutschland analytisch aufgeklärt
Jährlich treten nach Schätzungen weltweit zwischen 50 bis 500 Tausend Fälle von Ciguatoxinvergiftungen auf. In Deutschland waren diese Fischvergiftungen bisher nur sehr selten als Reiseerkrankungen bei Touristen bekannt, die ihren Urlaub in tropischen und subtropischen Ländern verbrachten und dort Fischgerichte zu sich genommen hatten. Der jetzt beobachtete Ausbruch ist der erste, der auf dem Verzehr von Fisch beruht, der in Deutschland gekauft wurde. Dabei handelte es sich laut Auslobung um Filets vom Red Snapper, die von einem Deutschen Importeur über einen indischen Zwischenhändler bezogen wurden. Die betroffene Lieferung wurde sofort nach Bekanntwerden zurückgerufen.
Der Nachweis von Ciguatoxinen stellt sehr hohe Anforderungen an die Leistungsfähigkeit der Analysenmethoden, da die Ciguatoxine in äußerst niedrigen Konzentrationen wirksam sind. Sie treten in vielen verschiedenen chemischen Strukturen auf, die zudem in Abhängigkeit von den territorialen Fanggebieten variieren können. Bis 2012 gab es keine Analysemethode, mit der Fisch auf Ciguatoxine im erforderlichen Konzentrationsbereich untersucht werden konnte.
Das Europäische Referenzlabor für Marine Biotoxine (EURL) in Vigo (Spanien) hatte 2012 eine Analysenmethode zum Nachweis der Ciguatoxine etabliert und konnte in den meisten Fischproben, die in Deutschland in Zusammenhang mit den Vergiftungsfällen gezogen worden waren, Ciguatoxine nachweisen. Für Routineuntersuchungen ist diese Nachweismethode jedoch derzeit noch nicht verfügbar.
Ob Fische Ciguatoxine enthalten oder nicht, kann der Verbraucher nicht erkennen. Belastungen mit Ciguatoxinen können nicht durch Braten oder Kochen reduziert werden. Eine Minimierung des Risikos ist folglich nur möglich, wenn aus subtropischen bzw. tropischen Gewässern nur Fisch in Verkehr gebracht wird, dessen Fanggebiete weit von Korallenriffen entfernt liegen oder wenn ganz auf den Verzehr von Raubfischen aus diesen Gewässern verzichtet wird. Auch muss die Herkunft der Fischprodukte lückenlos dokumentiert und rückverfolgbar sein.
Nach einer Vergiftung mit Ciguatoxinen treten innerhalb weniger Stunden erste Symptome wie Übelkeit, Bauchschmerzen, Erbrechen und Durchfall auf, die auch typisch für andere Lebensmittelinfektionen sein können. Diese Symptome werden schon bald begleitet bzw. abgelöst von den charakteristischen neurologischen Empfindungsstörungen an der Haut, wie Taubheitsgefühl an Händen und Füßen, Muskelschmerzen, körperlicher Schwäche und vor allem einer Störung des Warm-Kalt-Empfindens. Die letztgenannten Symptome können zum Teil über Wochen bis Monate anhalten. Eine spezifische Therapie gibt es bislang nicht.