Auszeichnung für verträglichere Behandlung des Hodgkin-Lymphoms
© Paul-Martini-Stiftung
Jährlich erkranken in Deutschland rund 2.500 Patienten neu an Hodgkin-Lymphom, darunter auch Kinder. Dabei kommt es zu schmerzlosen Schwellungen von Lymphknoten. Galt diese Erkrankung noch vor drei Jahrzehnten als unheilbar, zählt sie mittlerweile zu den Krebsformen mit den besten Heilungschancen. Behandelt wird sie mit Chemotherapie und Bestrahlungen. Leider kann die Behandlung auch zu Spätschäden führen, beispielsweise Leukämien, Herz- und Lungenschäden, vorzeitige Menopause oder Unfruchtbarkeit. Daher konzentrierte sich die Studiengruppe in den letzten Jahren – mit Erfolg – auf die Entwicklung von Therapieplänen, die das Lymphom unvermindert gut bekämpfen, aber mit weniger Chemotherapie-Gaben und geringeren Bestrahlungsdosen auskommen. Binnen kurzer Zeit wurden die neuen Behandlungspläne zum internationalen Standard.
Bessere Verträglichkeit war auch eines der Ziele bei der Entwicklung eines neuen Hodgkin-Medikaments mit der Bezeichnung Brentuximab Vedotin, an der Engert mit der Studiengruppe mitwirkte. Der Wirkstoff heftet sich fast nur an die Tumorzellen und zerstört diese, während er andere Körperzellen weitgehend unbeeinträchtigt lässt. Das Medikament ist seit kurzem zugelassen; weitere Studien zum optimierten Einsatz des Wirkstoffs in verschiedenen Krankheitsstadien laufen oder sind in Vorbereitung.
An den Therapiestudien der Deutschen Lymphom Studiengruppe beteiligen sich über 400 medizinische Einrichtungen: Universitäts- und andere Kliniken, Krankenhäuser sowie spezialisierte Facharztpraxen. Rund 60 Prozent der Patienten mit Hodgkin-Lymphom in Deutschland werden im Rahmen von Studien therapiert.
Prof. Dr. med. Andreas Engert ist leitender Oberarzt der Medizinischen Klinik I an der Uniklinik Köln mit Schwerpunkt Onkologie, Hämatologie, Klinische Infektiologie, Klinische Immunologie, Hämostaseologie und internistische Intensivmedizin. Seit 2007 leitet er die Deutsche Hodgkin Studiengruppe. Seine Arbeit konzentriert sich insbesondere auf Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Hodgkin-Lymphoms, auf klinische Studien zu Lymphomen und die Entwicklung neuer Ansätze für die Krebstherapie. Das Hodgkin-Lymphom und Antikörper-basierte Therapieansätze waren bereits Thema seiner Habilitation 1995 („Entwicklung von Immuntoxinen für den Einsatz bei Hodgkin-Lymphomen“). Studienaufenthalte führten ihn u.a. nach London, Los Angeles und Peking.
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