Neuroonkologisches Tumorzentrum des Uniklinikums Würzburg zertifiziert

03.04.2013 - Deutschland

Um den Hauptkrebsarten wirkungsvoll entgegentreten zu können, hat die Deutsche Krebsgesellschaft (DKG) das System der zertifizierten Krebszentren ins Leben gerufen. Unter dem organisatorischen Dach eines Onkologischen Zentrums schließen sich Experten aus verschiedenen Fachrichtungen zusammen. Ihr medizinisches Know-how wird gebündelt, ebenso wie zum Beispiel die Tumordokumentation und die psychosoziale Versorgung. Hinzu kommt eine qualifizierte Aus-, Fort- und Weiterbildung. Ein unabhängiges Gremium kontrolliert die Einhaltung eines von der DKG aufgestellten Anforderungskatalogs und verleiht bei Bestehen ein Zertifikat.

Universitätsklinikum Würzburg

Im Würzburger NTZ wird jeder neuroonkologische Patient vom ersten Kontakt bis zum Ende der Behandlung in einem Netzwerk von Spezialisten aus verschiedenen Fachdisziplinen betreut.

Fünftes zertifiziertes Hirntumorzentrum in Deutschland

In dieses Prozedere eingegliedert haben sich kürzlich auch die Würzburger Spezialisten im Kampf gegen Hirn- und Rückenmarkstumoren: Das Neuroonkologische Tumorzentrum (NTZ) des Universitätsklinikums Würzburg (UKW) hat Mitte März 2013 eine entsprechende DKG-Zertifizierung erhalten. Nur vier weitere Zentren in ganz Deutschland – in Regensburg und Münster sowie zwei in Berlin dürfen sich bislang mit diesem Prädikat schmücken.

Das NTZ ist der Neuankömmling im Onkologischen Zentrum Würzburg (OZW), das bislang die zertifizierten Zentren für Brust-, Darm-, Pankreas- und Hautkrebs sowie für Kopf-Hals-Tumoren umfasste. Das OZW seinerseits ist Mitglied des Comprehensive Cancer Centers (CCC) Mainfranken.

Umfangreiche Expertise dokumentiert

„Besonders hilfreich im Zertifizierungsprozess erwiesen sich die langjährig gewachsenen Kooperationen sowohl in der Diagnostik als auch in der Therapie“, sagt Prof. Ralf-Ingo Ernestus, Direktor der Neurochirurgischen Klinik und Poliklinik des UKW. Eine der Maßzahlen ist die Anzahl der operierten Primärfälle, also von Patienten mit neu diagnostizierten oder zumindest noch nicht vorbehandelten Hirntumoren. Die Sollvorgabe des von der DKG mit der Durchführung der Zertifizierung beauftragten Instituts OnkoZert liegt bei 60 Fällen – das Uniklinikum Würzburg konnte im letzten Jahr 156 operierte Primärfälle nachweisen.

Operationen mit Hochtechnologie-Unterstützung

Bei den Operationen nutzen die Würzburger Neurochirurgen modernste Techniken der Bildgebung, Neuronavigation und Funktionskontrolle. Hierzu zählt auch das intraoperative elektrophysiologische Monitoring. „Mit diesem Monitoring ist es möglich, während eines neurochirurgischen Eingriffs verschiedene Gehirn- und Nervenfunktionen zu überwachen. Zusätzlich können wir durch gezielte Stimulation während der OP Informationen zur individuellen Ausdehnung und Lage besonders empfindlicher und schützenswerter Strukturen gewinnen“, erläutert Dr. Mario Löhr, Leitender Oberarzt der Neurochirurgischen Klinik und Poliklinik des UKW.

Patienten eingebettet in multiprofessionelles Netzwerk

Der operative Eingriff ist jedoch nur ein, wenn auch wichtiger Baustein im gesamten Therapieangebot des Neuroonkologischen Tumorzentrums. „Jeder Hirntumor-Patient wird vom ersten Kontakt bis zum Ende der Behandlung von Spezialisten in einem Netzwerk verschiedener Fachdisziplinen betreut, die einzeln und in Kooperation immer den aktuell wichtigen Belangen des Krankheitsverlaufs Rechnung tragen“ beschreibt Prof. Ernestus. Zu den Hauptkooperationspartnern zählen, neben der Neurochirurgie und der Neurologie, die Neuropathologie, die Nuklearmedizin, die Neuroradiologie, die Strahlentherapie und die Hämato-Onkologie. Mit deren jeweiligen Experten veranstaltet das NTZ ein wöchentliches Tumorboard zur interdisziplinären Fallbesprechung.

Palliativmedizin und Psychoonkologie als wichtige Elemente

Besonders gut gefallen haben den OnkoZert-Auditoren die exzellente Betreuung der neuroonkologischen Patienten durch die unterstützenden Bereiche Psychoonkologie und Palliativmedizin sowie die generell reibungslosen Abläufe innerhalb des Zentrums. Für letztere macht Prof. Ernestus vor allem die „kurzen Wege" innerhalb der Würzburger Universitäts-Kopfklinik sowie den besonders kollegialen Umgang der beteiligten Ärzte der verschiedenen Fachbereiche verantwortlich. „Dies sind alles bedeutende Faktoren, die eine zügige Erörterung von patientenbezogenen Fragen erleichtern“, so der Klinikdirektor.

Die exzellente Betreuung schlägt sich nicht zuletzt in den von den Auditoren dokumentierten hervorragenden Ergebnissen der Patientenbefragung nieder.

Nach außen offene Kommunikationswege

Das NTZ pflegt eine nach außen offene Kommunikationskultur. So sind beispielsweise die Tumorboards nicht auf die Experten des Uniklinikums beschränkt. Auch niedergelassene Kollegen können jederzeit teilnehmen – sowohl persönlich, direkt und aktiv, als auch indirekt, zum Beispiel durch die Zusendung von Befunden und Bildern. Weiterhin gibt es telemedizinische Standleitungen zu verschiedenen Krankenhäusern im Einzugsgebiet des Würzburger Uniklinikums, zum Beispiel zu den Kliniken in Aschaffenburg, Bad Mergentheim, Heilbronn, Tauberbischofsheim, Wertheim und Rhein-Neckar. Diese kommunikationstechnische Lösung ermöglicht die Stellungnahme zu Bildkonsilen neuroonkologischer Patienten rund um die Uhr.

Für eine präzise und effiziente Kommunikation mit den Patienten selbst bietet das NTZ des Universitätsklinikums Würzburg außer der Neuroonkologischen Sprechstunde noch zwei weitere Spezialsprechstunden für Patienten mit Hypophysentumoren und Neurofibromatose an. Die Sektion Pädiatrische Neurochirurgie behandelt in Zusammenarbeit mit der Kinderklinik zudem Hirn- und Rückenmarkstumoren des Kindes- und Jugendalters; sie ist von der Patientenzahl her die drittgrößte derartige Einrichtung in Deutschland.

„Unter dem Strich wird durch die positive Zertifizierung die weit überregionale Bedeutung des Neuroonkologischen Schwerpunktes am UKW nochmals besonders betont“, fasst Prof. Ernestus zusammen.

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