Das Gen, das aus Ponys Großpferde macht
TiHo-Forscher entdecken genetische Ursache für Körpergrößen bei Pferden
Für das Größenwachstum der Pferde ist eine Mutation verantwortlich, die das Gen LCORL (ligand-dependent nuclear receptor compressor-like protein) beeinflusst. Die veränderte Erbinformation bewirkt, dass das Gen bei großen Pferden seltener abgelesen wird als bei Ponys. "Daraus schließen wir, dass LCORL das Größenwachstum bei Pferden begrenzt. Je stärker LCORL exprimiert wird, desto kleiner sind die Pferde ", sagt Professor Dr. Ottmar Distl, Leiter des Instituts für Tierzucht und Vererbungsforschung der TiHo. Alle ursprünglichen Przewalski-Wildpferde tragen die Ponymutation in sich und auch die Vollblutaraber besitzen nur diese Genvariante.
Warmblutpferde zeigen eine große Spannbreite in der Widerristhöhe und eine sehr große genetische Variation. Für fast die Hälfte dieser Variation ist die regulatorische Mutation für das Gen LCORL verantwortlich. Die kleineren Warmblutpferde sind homozygot für die Ponymutation, also reinerbig. Warmblutpferde im mittleren Bereich tragen die beiden genetischen Varianten, sind also heterozygot (mischerbig) und die großen Warmblutpferde sind homozygot für die Mutation der Großpferde. Bei großen Kaltblutpferderassen wie dem Rheinisch-Deutschen Kaltblut, Sächsisch-Thüringischen Kaltblut, Noriker und Süddeutschen Kaltblut gibt es keine Tiere mit der homozygoten Ponymutation, und nur in Einzelfällen kommen heterozygote Tiere vor. "Die Verteilung der Ponymutation bei den verschiedenen Pferderassen lässt darauf schließen, dass die bei großen Pferden vorwiegend vorkommende Mutation erst während der Domestikation der Pferde in Westeuropa entstanden ist", erklärt Professor Distl.
Beim Menschen beeinflusst LCORL die Rumpf- und Hüftlänge, ist jedoch kein Hauptregulator für die Größe. Bei Pferden hingegen gehen die Wissenschaftler davon aus, dass LCORL die Körpergröße der Pferde entscheidend beeinflusst. Zusätzlich sind an dem komplexen Merkmal "Körpergröße" aber noch weitere Gene beteiligt. Diese Genvarianten möchten die Wissenschaftler in weiteren Arbeiten suchen.
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