Hoffnung für die Frösche eines Biodiversitätshotspots: Kein Chytridpilz in Westafrika!

15.02.2013 - Deutschland

Amphibien sind die derzeit am stärksten vom Aussterben bedrohte Tiergruppe der Welt. Als eine der Hauptursachen für ihren Rückgang wird eine Pilzkrankheit betrachtet, die fast weltweit verbreitet zu sein scheint. Unter Leitung von Forschern des Museums für Naturkunde Berlin wurden nun fast 800 Amphibien aus über 60 Arten aus insgesamt sieben westafrikanischen Ländern auf diesen Krankheitserreger hin untersucht. Die Analysen ergaben, dass der Pilz in Westafrika zwar für ihn günstige Umweltbedingungen vorfinden würde, er aber bisher nicht in Westafrika vorkommt. Damit ist dieser Biodiversitätshotspot neben Madagaskar die einzige Chytrid freie Region der Welt.

Unter Federführung von Wissenschaftlern des Museums für Naturkunde in Berlin wurden fast 800 Amphibien nach einem Hinweis auf den Chytridpilz (Batrachochytrium dendrobatidis) untersucht. Es wird vermutet, dass dieser in viele Regionen der Welt für das Amphibiensterben mitverantwortlich ist. Bei infizierten Tieren setzt sich der Pilz in der Haut fest und kann die Atmung in dieser blockieren, wodurch die Tiere letztendlich sterben. Chytrid ist in Afrika weit verbreitet und jedes Jahr werden neue positive Nachweise aus diversen Ländern Süd-, Ost und Zentralafrikas erbracht. Trotz einer umfangreichen Beprobung von 62 Arten aus sieben Ländern Westafrikas wurde Chytrid in dieser aktuellen Untersuchung jedoch nicht nachgewiesen. Dies ist besonders bemerkenswert, da die Analyse von Umweltfaktoren deutlich darauf hinweisen, dass der Pilz in Westafrika gute Lebensbedingungen vorfinden würde, sein Vorkommen damit sehr wahrscheinlich sein sollte.

Das internationale Team setzte eine Reihe unterschiedlicher Methoden ein und analysierte die Proben teils genetisch, teils histologisch in unterschiedlichen Laboren, die alle bereits große Erfahrung mit dem Nachweis von Chytrid hatten. Diese durchwegs negativen Ergebnisse wurden mit Modellierungsergebnissen von Umweltparametern aus Regionen verglichen, die positive Pilznachweise haben. Diese zeigten deutlich, dass ein Vorkommen von Chytrid in Westafrika sehr wahrscheinlich ist. Eine Erklärung für das Fehlen des Pilzes in Westafrika könnte, laut Johannes Penner, dem Erstautoren der Arbeit, die „Dahomey Gap“ sein. Diese natürliche Lücke in der Verbreitung des Regenwaldes in Westafrika (in den Ländern Togo und Benin) stellt wahrscheinlich eine natürliche Barriere für die Ausbreitung des Pilzes dar.

Damit ist Westafrika, neben Madagaskar, die letzte tropische Region in der Chytrid noch nicht vorkommt. Es könnte also sein, dass das weltweite Amphibiensterben einen Bogen um die Region macht? „Dem ist aber leider nicht so!“ sagt Dr. Mark-Oliver Rödel, Kurator für Herpetologie am Museum für Naturkunde. „Leider ist nach wie vor die Umwandlung und Zerstörung der natürlichen Lebensräume die Hauptursachen für das Amphibiensterben“. Dies geschieht auch in Westafrika nach wie vor in großem Maßstab.

Wenn es jedoch gelingen sollte, die anthropogene Ausbreitung von Chytrid nach Westafrika zu verhindern, dann wäre man immerhin einen Schritt weiter. Die Forscher diskutieren in ihrer Arbeit auch potentielle Einfallwege des Pilzes nach Westafrika (z.B. über den Handel von Fröschen für den Nahrungsmittelmarkt) und schlagen verschiedene Vorsichtsmassnahmen vor. Zum Beispiel sollte der Transporte von potentiell pilzinfizierten Materialien zwischen den Regionen kontrolliert und diese Materialien vorbeugend desinfiziert werden. Weiterhin wäre ein Frühwarnsystem für das Auftauchen des Pilzes in Ghana, ein mögliches Haupteinfalltor für die Krankheit, sinnvoll. So könnte beim Zusammenspiel verschiedenster Faktoren, die zum weltweiten Amphibiensterben beitragen, ein bedeutender in Westafrika ausgeschlossen werden.

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