Multitasking bei Proteinen entdeckt
Eine andere Möglichkeit besteht darin, anstelle fertiger Proteine nur die Abschriften ihrer Baupläne an die Wachstumsfront zu schicken und die eigentliche Proteinsynthese vor Ort zu gestalten. Dem Team um den Neurowissenschaftler Olivier Pertz ist es gelungen, verschiedene mRNAs – Abschriften verschiedener Proteine – zu identifizieren. Eine dieser mRNAs kodiert das Protein MKK7, das normalerweise im Zellkern die Antwort auf Stress reguliert. Wozu, so eine der Fragen, braucht es einen Stressregulator am Ort des Neuritenwachstums und dies fern vom Kern?
Ein Protein – zwei Jobs
Von den rund 80 verschiedenen mRNAs, welche die Forschenden in von Zellkörpern befreiten Neuriten identifizierten, zeichnet sich das Protein MKK7 dadurch aus, dass es zu einer weiteren Aufgabe fähig ist: Anders als im Zellkern bündelt und stabilisiert MKK7 am Ort des Wachstums von Nervenzellfortsätzen die Mikrotubuli. Mikrotubuli sind Bauteile des Zellskeletts und bilden das Rückgrat von Neuriten und Dendriten.
Die neu entdeckte Aufgabe von MKK7 ist äusserst interessant, weil Hemmer von MKK7 bereits klinisch eingesetzt werden, um Stressreaktionen nach Nervenverletzungen zu verhindern. Angesichts der vorliegenden Resultate sollte nun geprüft werden, ob MKK7-Blocker nicht auch die Nervenregeneration hemmen. Abgesehen davon zeigen die Resultate der Basler Forschenden, dass es Proteine gibt, die fähig sind je nach Wirkungsort unterschiedliche Funktionen übernehmen zu können. Damit wäre die oben gestellte Frage weitgehend beantwortet.
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