Der Beitrag der Väter: Wie männliche Fische das Immunsystem ihrer Nachkommen aktivieren können

05.11.2012 - Deutschland

Meeresfische werden in einen lebensbedrohlichen Cocktail aus Bakterien geboren, ohne dass ihr Immunsystem voll ausgebildet ist. Antikörper, die von der Mutter über die Eier weitergegeben werden, helfen den Jungtieren, die kritischen ersten Lebenswochen zu überstehen. Forscher des GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel haben nun gezeigt, dass bei bestimmten Arten nicht nur die Mütter, sondern auch die Väter das Immunsystem ihrer Nachkommen stärken können.

Ihre Studie „Male pregnancy and bi-parental immune priming“ erscheint in „The American Naturalist“. „Bisher wurden bei Wirbeltieren nur Effekte mütterlicherseits auf das Immunsystem der Nachkommen gefunden“, erklärt Erst-Autorin Dr. Olivia Roth, Evolutionsbiologin am GEOMAR. „Bei der Grasnadel, einer mit den Seepferdchen verwandten Fischart, brüten die Männchen die Embryonen in einer Bruttasche aus. Das scheint ihnen die Möglichkeit zu geben, Immunantworten an ihre Nachkommen weiterzugeben. Bestimmte Teile dieses Systems werden sogar allein durch die Väter gestärkt wenn diese zuvor Krankheitserregern ausgesetzt waren.“ Prof. Dr. Thorsten Reusch, Leiter der GEOMAR-Forschungseinheit Evolutionsbiologie Mariner Fische ergänzt: „Bei Wirbeltieren scheint dies bisher ein einzigartiges Phänomen zu sein. Es könnte interessante Auswirkungen auf die Evolution von Immunsystemen haben.“

Aus Sicht der Kieler Wissenschaftler deuten die Ergebnisse außerdem darauf hin, dass eine der Plazenta ähnliche Struktur in der Bruttasche der männlichen Grasnadeln für den Transfer der Immunantwort verantwortlich sein könnte. „Die Embryonen sind in der Bruttasche ähnlich mit dem Vater verbunden wie Babys über den Mutterkuchen mit der Mutter. Es ist spannend, dass die Evolution bei Menschen und bei Fischen völlig unabhängig voneinander sich ähnelnde Lösungen hervorgebracht hat, mit denen die Eltern zum Immunsystem der Nachkommen beitragen“, erläutert Dr. Roth.

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