Chemiker: Lebensmittelkontrollen unzureichend - zu wenig Fachleute
Frankfurt/Main (dpa) - Lebensmittelchemiker halten die Nahrungsmittelkontrollen in Deutschland für unzureichend. Den zuständigen Behörden mangele es an Sachverstand, sagte der Vorsitzende der Lebensmittelchemischen Gesellschaft, Axel Preuß (Münster) zu Beginn des 31. Deutschen Lebensmittelchemikertages am Montag in Frankfurt am Main. Experten in Hannover kritisierten zudem eine aus ihrer Sicht zu geringe Förderung der Erforschung von Lebensmittelgiften.
Preuß verwies auf die jüngsten Lebensmittelskandale mit den Stoffen Acrylamid, Nitrofen, Nitrofuran oder dem Hormon MPA. «Diese Krisenfälle hätten viel besser bewältigt werden können, wenn in den Behörden der Amtlichen Lebensmittelüberwachung ausreichend qualifiziertes Personal vorhanden gewesen wäre», sagte er. In den bundesweit rund 450 Lebensmittelüberwachungsämtern arbeiteten derzeit weniger als 20 Lebensmittelchemiker, die meisten Mitarbeiter seien Tierärzte oder Juristen. «Ohne mehr Sachverstand in den Überwachungsbehörden bleibt das Versprechen von mehr Verbraucherschutz ein Lippenbekenntnis», sagte Preuß.
Weitere Forderungen der Lebensmittelchemiker sind der Ausbau von Laborkapazitäten und die Aufstockung der Fördermittel im Bereich der Lebensmittel-Überwachung. Bislang werde die Grundlagenforschung «aus finanziellen Gründen in Besorgnis erregender Weise vernachlässigt». Auf einer Tagung über Lebensmittelsicherheit in Hannover kritisierte der Professor für Lebensmittelchemie und Umwelttoxikologie an der Universität Kaiserslautern, Dieter Schrenk: «Lehrstühle werden geschlossen. Wenn es so weiter geht, geben wir eine ganze Wissenschaft aus der Hand.» Dort diskutieren mehr als 200 Forscher noch bis Mittwoch über Fragen der Lebensmittelsicherheit.
Methoden zur besseren Überwachung von Nahrungsmitteln sind in diesem Jahr das Hauptthema der größten deutschen Tagung für Lebensmittelchemiker in Frankfurt. Zudem beschäftigen sich die Experten aus Überwachungsbehörden, Industrie und Forschung mit Aromastoffen, Düften, Lebensmittelfarben, Nahrungsmittelallergien und Verpackungen. Ebenfalls bis Mittwoch treffen sich dort 500 Lebensmittelchemiker aus ganz Deutschland.
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