Greenpeace: Neuer Einspruch gegen Patent auf Brustkrebs-Gen / Ärzte und Wissenschaftler unterstützen Einspruch gegen EP 0705902
"Myriad nutzt seine weltweite Monopolstellung schamlos aus, zum Nachteil von Brustkrebs-Patientinnen, Ärzten und Wissenschaftlern", sagt Christoph Then, Gentechnik-Experte von Greenpeace. "Die Firma kassiert horrende Lizenzgebühren für die Diagnose von Brustkrebs. Auch die Entwicklung und Anwendung verbesserter Testverfahren für die betroffenen Frauen werden behindert. Denn das Gen ist durch die Patente blockiert." Als unmittelbare Folge der Patente verdoppelten oder verdreifachten sich in einigen Ländern die Kosten für die Tests auf Brustkrebs. Nach Angaben von Forschern der Universität Bonn ist der Myriad-Test sogar viermal teurer als der eines laufenden deutschen Forschungsprojekts.
Die Patente auf das Brustkrebs-Gen erstrecken sich auf alle Variationen des Gens, wie es entdeckt und aus dem menschlichen Körper isoliert wurde, auf alle bekannten und zukünftigen Anwendungen für Diagnose von Brustkrebs. Das jetzige Patent geht darüber sogar hinaus: Es umfasst auch das ganz normale, nicht mutierte Gen, wie es bei gesunden Frauen vorkommt. Zusätzlich schließt es alle Tiere mit Ausnahme des Menschen ein, in die das isolierte Gen eingebaut wird.
Gegen die Erteilung der Gen-Patente an die Firma Myriad haben daher Patienten, Ärzte, Wissenschaftler und Politiker protestiert. Die Ärztekammern in Deutschland und Österreich unterstützen die Einsprüche gegen die beiden Brustkrebs-Gene. Auch die Deutsche Gesellschaft für Humangenetik (Würzburg) sowie die entsprechenden Vereinigungen in Belgien, Frankreich und den Niederlanden haben sich gegen die Patente von Myriad ausgesprochen. Das Europäische Parlament sowie die Bioethik-Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages lehnen Patente auf menschliche Gene als unethisch ab. "Wer Entdeckungen wie menschliche Gene zu einer Erfindung erklärt, missbraucht das Patentrecht", sagt Christoph Then.
Greenpeace fordert, die Gen-Patentrichtlinie 98/44 der EU, die diese Patente erlaubt, nicht in deutsches Recht umzusetzen. Eine Neufassung der EU-Richtlinie sollte Patente auf Saatgut, Pflanzen, Tiere, Teile des menschlichen Körpers sowie auf Gene unmissverständlich ausschließen. Erst im Juli schränkte das EPA auch aus ethischen Gründen ein Patent auf menschliche Stammzellen und Embryonen nach einem Einspruch von Greenpeace stark ein.