Forscher entdecken Überlebensstrategie von Krebsstammzellen
Unauffällig und gut versteckt
Seit einigen Jahren sind Tumorstammzellen in den Blickpunkt der Krebsforscher gerückt. Denn sie sind ein entscheidender Gegner im Kampf gegen Krebs. Im Unterschied zu normalen Krebszellen überleben sie den Angriff durch Medikamente und Strahlen oft unbeschädigt. Der Grund: Sie haben sich in Tumorregionen angesiedelt, die kaum von den herkömmlichen Behandlungsmethoden erreicht werden können. Zudem befinden sich Krebsstammzellen meist in einer Art Ruhezustand – Krebsmedikamente greifen jedoch nur aktive, sich teilende Zellen an.
Selbst wenn der Tumor zerstört wird, verharren die Krebsstammzellen Monate oder gar Jahre in diesem Schlafzustand. Aus bisher unbekannten Gründen erwachen sie irgendwann wieder, teilen sich und wachsen erneut zu einem aggressiven Tumor heran. In vielen Fällen kann die Krebserkrankung dann kaum mehr erfolgreich behandelt werden.
Die Wissenschaftler um Professor Dr. Till Acker, Institut für Neuropathologie des Universitätsklinikums Gießen, haben eine wichtige Überlebensstrategie der Stammzellen entdeckt: Sobald der Tumor keinen Sauerstoff mehr erhält, werden die Stammzellen des Glioblastoms aktiv: „Dies ist ein Schutzmechanismus – Sauerstoffmangel schaltet ein Überlebensprogramm ein, das dem Tumor erlaubt, aggressiver zu wachsen und sich vor therapeutischen Eingriffen zu schützen. Die Aktivierung von Krebsstammzellen ist ein wichtiger Teil dieses Programms“, erläutert Acker.
Die Reaktion der Krebszellen auf Sauerstoffmangel wird durch ein komplexes Netzwerk zellulärer Vorgänge gesteuert. Eine bedeutende Rolle spielt dabei der Eiweiß-Komplex mit dem wissenschaftlichen Namen HIF-2. Dieser fungiert als eine Art Schaltzentrale, die Informationen über die sauerstoffarme Tumor-Umgebung an die Krebsstammzellen weiterleitet und diese aus ihrem Ruhezustand aufweckt. „Dieser bisher unbekannte Schlüsselmechanismus stellt möglicherweise ein entscheidendes therapeutisches Ziel zur Blockade von Krebsstammzellen dar“, erklärt Acker. „Denn schaltet man HIF-2 aus, können die Stammzellen keine neuen Krebszellen bilden.“ Zukünftig könnte damit die Effektivität von Therapien gesteigert und Rückfälle verhindert werden.
Gerd Nettekoven, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krebshilfe unterstreicht: „Die Erforschung von Krebsstammzellen eröffnet Möglichkeiten, neue Strategien gegen Krebs zu entwickeln. Daher fördert die Deutsche Krebshilfe – neben dem Forschungsprojekt der Arbeitsgruppe von Professor Acker – in einem nationalen wissenschaftlichen Verbundprojekt bundesweit mehrere Forschungsvorhaben mit dem Ziel, diese Zellen in verschiedenen Krebsarten nachzuweisen und gezielt zu zerstören.“
Originalveröffentlichung
Weitere News aus dem Ressort Wissenschaft
Holen Sie sich die Life-Science-Branche in Ihren Posteingang
Ab sofort nichts mehr verpassen: Unser Newsletter für Biotechnologie, Pharma und Life Sciences bringt Sie jeden Dienstag und Donnerstag auf den neuesten Stand. Aktuelle Branchen-News, Produkt-Highlights und Innovationen - kompakt und verständlich in Ihrem Posteingang. Von uns recherchiert, damit Sie es nicht tun müssen.