Viel Zustimmung zur PID: Aktuelle Meinungsumfrage zur Akzeptanz der Präimplantationsdiagnostik

08.07.2011 - Deutschland

Sozialwissenschaftler der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf haben aus Anlass der PID-Abstimmung im Deutschen Bundestag eine Meinungsumfrage zu „Leben und Werten in Deutschland“ erstellt. Sie zeigt hohe Zustimmungswerte auch für eine weitgehende Zulassung der PID. Die Online-Befragung, die der Soziologe Dr. Tilo Beckers mit Studierenden und in Zusammenarbeit mit der „respondi AG“ in der ersten Juliwoche durchgeführt hat, liefert ein aktuelles Stimmungsbild.

Die Ergebnisse der Befragung zeigen, dass die 1046 Befragten aus allen Teilen Deutschlands die PID überwiegend für moralisch vertretbar bzw. zu rechtfertigen halten: Auf einer Skala von 1 (Ablehnung) bis 7 (Zustimmung) liegt die mittlere Zustimmung beim Wert 4,5. Gut jeder fünfte Befragte findet, dass die PID immer zu rechtfertigen ist (21,5 Prozent). Eine Mehrheit von 54 Prozent der Befragten befürwortet die PID, 27 Prozent lehnen diese tendenziell ab. Knapp 20 Prozent sind unentschieden.

Anschließend erhielten 605 zufällig ausgewählte Personen zusätzliche Fragen zur PID: 65 Prozent der Befragten kennen die PID aus den Medien. Mit möglichen Gesetzgebungsoptionen konfrontiert, zeigen sich die befragten Deutschen gespalten, und etwa jeder Zehnte ist unsicher und kann keine Entscheidung treffen. Die Befragten sind aber sehr offen für eine freizügige Regelung: Nur 9 Prozent sind für ein Verbot, 20 Prozent befürworten eine strenge Einzelfallregelung bei schweren Erbkrankheiten in der Familie; weitere 17 Prozent können sich auch bei einem nur erhöhten Risiko von Erbkrankheiten eine Zulassung der PID vorstellen. Immerhin 25 Prozent der Befragten meinen, eine PID solle allen Familien offen stehen, bei denen ein Risiko der Vererbung genetischer Erkrankung besteht. Weitere 18 Prozent sind für eine besonders freizügige Regelung, bei der die PID für alle zugänglich wäre, die die Diagnostik in Anspruch nehmen möchten. Dazu der Studienleiter: „Ein größerer Teil der politischen Elite scheint im Vergleich zur Bevölkerung wesentlich stärker durch strenge ethische Überlegungen mit historischen Bezügen geleitet zu sein. 80 Prozent der befragten Bürger wollen hingegen die PID. Davon mehr als die Hälfte ganz pragmatisch auch für weniger schwerwiegende Fälle.“

In den Analysen zeigt sich überraschenderweise, dass der Grad der Akzeptanz der PID nur geringfügig abnimmt, wenn die Befragten eine stärkere Religiosität haben. Die FDP-Anhänger haben die relativ höchsten Zustimmungswerte, allerdings zeigen sich wie im Deutschen Bundestag bei dieser Gewissensentscheidung keine klaren parteipolitischen Lager. Die Zustimmung zur PID steigt tendenziell mit höherem Bildungsgrad. Die generelle Haltung zur PID hängt auch stark mit Meinungen zu anderen moralischen Fragen wie Abtreibung und Sterbehilfe zusammen, wobei sich generelle Zustimmungs- und Ablehnungsgruppen identifizieren lassen.
Die Ergebnisse basieren auf den Antworten von 1046 (bzw. 605) Befragten, die regelmäßig Umfragen im Online-Access-Panel Mingle der respondi AG beantworten. Die Befragten sind durchschnittlich gebildeter als die deutsche Bevölkerung.
Da die Befragungsdaten erst seit dem 6. Juli vorliegen, werden weitere detaillierte Auswertungen erst in den kommenden Wochen erfolgen.

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