29 EHEC-Tote - Infektionsquelle weiter unbekannt

10.06.2011 - Deutschland

(dpa) Die EHEC-Epidemie in Deutschland schwächst sich ab. Auch wenn Mediziner noch keine Entwarnung geben - die Zahl der Neuerkrankungen in besonders betroffenen Ländern wie Niedersachsen und Hamburg nimmt ab. Nach einer EHEC-Infektion starben inzwischen nach offiziellen Angaben 29 Menschen.

Wissenschaftler versuchten auch am Donnerstag, mit Proben von Gurken und Gemüsesprossen der Infektionsquelle auf die Spur zu kommen - ohne Erfolg. Weiterhin gelten Salat, Tomaten, Gurken und Sprossen als mögliche Träger des Bakteriums.

Im Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) brachten Untersuchungen von EHEC-verseuchten Gurkenproben aus Magdeburg noch keine neuen Hinweise. Die Gurkenreste waren am Mittwoch in einer Mülltonne in Magdeburg gefunden worden.

Die Tonne gehört einer Familie, die an EHEC erkrankte. Das Berliner BfR-Labor untersucht nun, ob es sich bei dem gefundenen Erreger um denselben aggressiven Typ O104:H4 handelt, der als Auslöser der aktuellen EHEC-Welle gilt.

Das Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin beobachtet die Seuche nun schon im zweiten Monat. Der früheste Beginn der Durchfallerkrankung datiert vom 1. Mai. Insgesamt erkrankten seitdem den Angaben zufolge rund 2800 Patienten nachweislich an EHEC, davon 722 an der lebensgefährlichen Komplikation HUS, dem hämolytisch-urämischen Syndrom.

Für eine der wenigen weiter erfolgsversprechenden Spuren hielten Wissenschaftler Proben von Sprossengemüse von einem Betrieb im Kreis Uelzen in Niedersachsen. «Es läuft alles auf diesen Betrieb hinaus, es läuft alles auf Sprossen hinaus», sagte der Sprecher des Landwirtschaftsministeriums in Hannover, Gert Hahne. Es fehle aber weiter der Labornachweis.

Die Chance, die EHEC-Epidemie aufzuklären, ist nicht groß. Nach BfR-Angaben konnte in der Vergangenheit nur ein Viertel der EHEC-Ausbrüche in Deutschland bis zur Quelle des Erregers zurückverfolgt werden. Hauptgrund ist, dass Lebensmittel, die als Überträger in Verdacht gerieten, zum Zeitpunkt der Erkrankungen und späteren Untersuchungen oft restlos verbraucht waren.

Die Zahl der EHEC-Toten in Niedersachsen stieg auf zehn. Eine Häufung von Fällen sei nach einer Familienfeier im Landkreis Göttingen registriert worden, teilte das Gesundheitsministerium mit. Die Gruppe sei von einer Catering-Firma aus dem Landkreis Kassel beliefert worden.

Insgesamt stellten die niedersächsischen Behörden eine langsamere Ausbreitung der Epidemie fest. Die Zahl der Fälle und Verdachtsfälle stieg auf 564, teilte das Ministerium mit. Bei 452 Erkrankten gab es einen Labornachweis für EHEC. 112 Menschen erkrankten an HUS. «Grund zur Entwarnung gibt es noch nicht», sagte Ministeriumssprecher Gert Hahne.

Auch in Hamburg sprachen die Behörden von Entspannung. Die Ausbreitung verlangsame sich weiter. Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) sagte: «Es steigt mit jedem Tag die Hoffnung, dass wir den Scheitelpunkt wirklich überstanden haben.» Insgesamt meldete Hamburg bisher 955 EHEC-Fälle oder -Verdachtsfälle.

Ähnlich war die Lage in Schleswig-Holstein. Rückmeldungen aus den Krankenhäusern deuteten auf eine Entspannung der Lage hin, hieß es aus dem Gesundheitsministerium in Kiel. In Schleswig-Holstein hätten sich bislang 747 Menschen infiziert - das waren 52 Erkrankte mehr als am Mittwoch. Der 29. Todesfall wurde am Donnerstag aus Hessen gemeldet.

Spanien will auf Schadenersatzklagen gegen Deutschland verzichten. Auf mögliche private rechtliche Forderungen der Bauern gegen den Hamburger Senat habe die Regierung aber keinen Einfluss, sagte der spanische Europaminister Diego Lopez Garrido in Berlin. Zu der Warnung des Hamburger Senats vor Gurken aus Spanien sagte er: «Es wurden Fehler gemacht.» Nach Deutschland gehe etwa ein Viertel aller Gemüseexporte.

Der Ministerpräsident der südspanischen Region Andalusien, José Antonio Griñán, warnte davor, in einen «Deutschen-Hass» zu verfallen. Die Deutschen seien die wichtigsten Kunden andalusischer Landwirte. Auch Gemüsebauern in Südspanien hatten Millionenverluste erlitten.

Die unter der EHEC-Krise leidenden Bauern sollen nach dem Willen der EU-Kommission höher entschädigt werden als geplant: 210 Millionen Euro statt der zunächst vorgeschlagenen 150 Millionen Euro. Die EU-Staaten müssen dem noch zustimmen.

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