Wie Tumorzellen überleben

15.04.2011 - Deutschland

Tumorzellen sind keine Leisetreter. „Sie tun was, um sich vor Therapien zu schützen“, sagt Prof. Dr. Shirley Knauer vom Zentrum für Medizinische Biotechnologie (ZMB) der Universität Duisburg-Essen (UDE). Welche Strategien Kopf-Hals-Tumore dabei an den Tag legen, untersucht das aktuelle Projekt der Krebsforscherin. Erstes Ergebnis ihrer neueren Arbeiten: Das Eiweiß Survivin, das Tumoren beim Überleben hilft, gibt es nicht nur in den Zellen der bösartigen Erkrankung. Vielmehr lasse es sich auch bei noch gesunden Zellen in unmittelbarer Nähe des Tumors feststellen und experimentell auslösen, so die 35-Jährige. Allerdings sei es in den Tumorzellen „sehr viel“ zu finden: „Mit Survivin geht’s ihnen besser, und sie senden Signale an die Zellen ihrer Umgebung, um sie zu verändern.“ So könne sich der Tumor problemlos ausbreiten.

Wie diese Signale auf molekularer Ebene genau arbeiten, ist einer der aktuellen Schwerpunkte von Knauers Forschungsprojekt: Wie funktionieren die „molekularen Regelmechanismen“, wenn sich die kranken Zellen den unterschiedlichen Zelltypen in ihrer Umgebung zuwenden und sie beeinflussen? Genaue Aufmerksamkeit schenken Knauer und ihre Arbeitsgruppe des ZMB zudem chemischen Stressfaktoren. Diese sorgen dafür, dass Survivin, der Krebs-Überlebenshelfer, in großem Maße hergestellt wird. Um dies im Experiment darstellen zu können, bringt die studierte Biologin Knauer die Zellen im Labor erst einmal gehörig „mit einem Stimulus in Bedrängnis“.

Der Blick auf die Zellen in der Tumorumgebung ist noch relativ neu. Früher hat sich die Krebsforschung allein auf die Tumorzelle konzentriert. In den letzten Jahren habe man jedoch genauer die Zellen in der Tumorumgebung unter die Lupe genommen, sagt Knauer. Sie kann in diesem Feld bereits auf zehn Jahre Forschung zurückblicken.

Bei den besagten chemischen Stressfaktoren sind Körper – chemisch formuliert – einem Übermaß elektrisch geladener, aggressiver Sauerstoffverbindungen ausgesetzt; im ZMB-Labor handelt es sich um nitrosativen und oxidativen Stress. Aber auch im Alltag des Menschen ist er anzutreffen: Produziert wird er durch Atmung, andere Stoffwechselprozesse, Dauerstress, schwere körperliche Belastungen, UV-Licht, Umweltgifte oder durch den Konsum von Tabak und Alkohol.

Das Projekt von Prof. Dr. Shirley Knauer, das auf die nächsten anderthalb Jahre ausgelegt ist, versteht sich nicht als reine Grundlagenforschung. Es soll zugleich neue Impulse für verbesserte Krebstherapien geben, insbesondere bei Kopf-Hals-Tumoren. Aus diesem Grund steht die Forscherin der UDE in engem Kontakt mit dem Universitätsklinikum Essen, über das sie Zugriff auf Patientenmaterial erhält. Wie wichtig Knauers Forschung ist, hat ihr unlängst die Stiftung „Tumorforschung Kopf-Hals“ bescheinigt. Sie unterstützt das Projekt mit 29.500 Euro.

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