Stammzell-Therapie durch die Nase

Operationsfreie Methode zur Behandlung der Parkinson-Krankheit im Tierversuch erfolgreich

25.02.2011 - Deutschland

Mediziner auf der ganzen Welt setzen große Hoffnungen in eine Behandlung von Parkinsonkranken mit Hilfe von Stammzellen. Dazu werden die Stammzellen in einer Operation ins Gehirn der Patienten implantiert. Nun hat ein internationales Forscherteam um die Medizinerin Dr. Lusine Danielyan von der Universität Tübingen erstmals nachgewiesen, dass Stammzellen im Tierversuch auch über die Nase ins Gehirn transportiert werden und dort ausreichend lange überleben können, so dass eine merkliche Linderung der Parkinson-Symptome eintritt. Die Forscher hoffen, aus diesem Ansatz eine Therapie entwickeln zu können, die den Patienten den schwerwiegenden Eingriff einer Gehirnoperation erspart und die, wie bei anderen chronischen Krankheiten auch, über längere Zeit wiederholt eingesetzt werden kann.

Dr. Danielyan und das Forscherteam aus verschiedenen Instituten der Universität Tübingen, der Universität Göttingen sowie Forschungsinstituten in den USA, Ägypten, Armenien und der Schweiz verwendeten für ihre Versuche Ratten, die zwar nicht an Parkinson erkrankt waren, bei denen aber die Versorgung mit dem wichtigen Botenstoff Dopamin im Gehirn durch einen operativen Eingriff gestört worden war. Eine solche Störung ist eine Begleiterscheinung der Parkinson-Krankheit. Den Tieren wurden sogenannte mesenchymale Stammzellen – das sind solche, aus denen normalerweise Bindegewebe entsteht – über die Nase verabreicht. Die Zellen wanderten bevorzugt und in kurzer Zeit ins Gehirn und dort in die geschädigte Hirnregion. Ein großer Teil überlebte sechs Monate oder länger. In dieser Zeit kompensierten die Stammzellen die Symptome der Störung der Dopaminversorgung: Der Dopaminspiegel stieg in der behandelten Region und erreichte höhere Werte als bei unbehandelten Kontrolltieren, berichten die Forscher in der Fachzeitschrift „Rejuvenation Research“.

Auch andere Forscher haben bereits versucht, Stammzellen auf anderem Wege als über eine Operation mit all ihren Risiken zu verabreichen. Die Forscher weisen darauf hin, dass auch der Weg über Arterien oder Venen, also die Blutbahn, den operativen Eingriff ersetzen könne. Beide Wege über den Blutkreislauf seien aber mit gravierenden Nebenwirkungen verbunden.

Schon in früheren Arbeiten hatten die Tübinger Forscher und ihre Kollegen gezeigt, dass der Weg über die Nase gut geeignet ist, Stammzellen in verschiedene Regionen des Gehirns zu transportieren. Die neueste Arbeit diente dazu nachzuweisen, dass diese Zellen am Ziel auch überleben und dort therapeutische Wirkung entfalten. Im Ergebnis stellten sie nicht nur fest, dass der Dopaminmangel ausgeglichen wurde. Zudem entfalteten die Zellen in den geschädigten Hirnregionen einen stark entzündungshemmenden Effekt und verbesserten die motorische Funktion der Tiere.

„Diese neue nicht invasive Verabreichungsmethode der Zellen in das Gehirn stellt ein schonenderes und für mehrmalige Gaben geeignetes Verfahren dar, das in Behandlung sowohl degenerativer als auch Tumorerkrankungen des zentralen Nervensystems verwendet werden kann. Natürlich ist der Weg bis zur klinischen Anwendung noch sehr weit, die positive weltweite Resonanz von Patienten und deren Angehörigen sowie in Fachkreisen ermutigen jedoch das internationale Team, diese Methode weiter zu entwickeln“, sagt die Erstautorin Lusine Danielyan.

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