BMBF fördert deutsch-indisches Pilotprojekt in der Pflanzen-Biotechnologie

21.02.2011 - Deutschland

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert das erste deutsch-indische Verbundprojekt nach dem "2+2-Prinzip" mit rund 1,2 Millionen Euro. Deutscher Partner aus der Wissenschaft ist der Biotechnologe Prof. Dr. Bruno Moerschbacher von der Universität Münster. Die beteiligten Einrichtungen wollen umweltverträgliche und preisgünstige Pflanzenschutzmittel entwickeln.

Es ist eine Premiere mit münsterscher Beteiligung: Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert in den kommenden vier Jahren das erste deutsch-indische Verbundprojekt nach dem "2+2-Prinzip". Danach arbeitet ein deutsches Team aus einem universitären und einem industriellen Partner mit einem entsprechenden Team aus einem anderen Land zusammen. Deutscher Partner aus der Wissenschaft bei dem neuen Pilotprojekt ist Prof. Dr. Bruno Moerschbacher vom Institut für Biologie und Biotechnologie der Pflanzen an der Universität Münster. Das BMBF stellt den deutschen Partnern insgesamt rund 1,2 Millionen Euro zur Verfügung. Gemeinsam wollen die beteiligten Einrichtungen umweltverträgliche Pflanzenschutzmittel entwickeln, die auch für ressourcenschwache Farmer in ländlichen Regionen Indiens, aber zum Beispiel auch in Afrika und Südamerika zugänglich und erschwinglich sind.

Die Idee entstand im Jahr 2007 im südindischen Kerala. Bruno Moerschbacher, Initiator und Koordinator des Projekts, besuchte dort eine Reihe von Gewürz-, Gummi-, Tee- und Kaffee-Plantagen. "Immer wieder zeigte ein indischer Forscherkollege mir Pflanzen, die durch sogenannte Eipilze krank geworden waren. Den meist armen Landwirten dort stehen nur kupferbasierte Präparate zur Behandlung der Pflanzen zur Verfügung. Diese sind jedoch nur bedingt wirksam", erklärt er. "Biologische Bekämpfungsmaßnahmen, an deren Entwicklung die indischen Forscher arbeiteten, erwiesen sich als zu wenig zuverlässig, und auch eine Kombination der biologischen Präparate mit den Kupferfungiziden scheiterte, da das Kupfer die biologischen Präparate – bestimmte mikroskopische Bodenpilze – schädigt."

Eine Verknüpfung der indischen Ansätze mit Bruno Moerschbachers eigener Forschung soll nun die Lösung bringen. Der münstersche Biotechnologe arbeitet seit Jahren an der Entwicklung von Pflanzenschutzpräparaten auf der Basis von Chitosan, einem Polysaccharid, das aus dem Chitin von Krabbenschalen gewonnen werden kann. Die Projektpartner wollen eine Kombination aus allen drei wirksamen Komponenten – Kupfer, Chitosan und biologische Bekämpfungsmaßnahmen ("Biocontrol Agents", BCA) – entwickeln. Nach den Abkürzungen dieser drei Komponenten ist das Projekt benannt: "CuChi-BCA".

"Da Eipilze – fachsprachlich Oomyceten genannt – auch in Europa als besonders schwer zu bekämpfende Krankheitserreger beispielsweise im Wein- und Kartoffelbau im Mittelpunkt stehen, sind sie ein naheliegendes Thema für ein deutsch-indisches Forschungsprojekt", betont Dr. Nour Eddine El Gueddari aus der münsterschen Arbeitsgruppe. Während für die extensivere indische und subtropische Landwirtschaft gerade die Kombination mit den kostengünstigen BCA interessant ist, steht für die intensive deutsche und europäische Landwirtschaft die Kombination von Kupfer und Chitosan im Vordergrund. Die Forscher wollen "intelligente" Chitosan-Nanopartikel entwickeln, die Kupfer nach Bedarf freisetzen und einer langfristigen Kontamination landwirtschaftlicher Flächen durch Kupfer vorbeugen.

Deutscher Partner des Projekts ist neben der Arbeitsgruppe von Bruno Moerschbacher die Firma Spiess-Urania, die zu den weltweit führenden Entwicklern und Herstellern moderner kupferbasierter Fungizide zählt. Auf der indischen Seite ist als universitärer Partner die Arbeitsgruppe von Prof. Jatinder Kumar an der University for Agricultural Technology im nordindischen Pant Nagar beteiligt. Als kommerzielle Partner sind der Chitosanproduzent Mahtani Chitosan und der BCA-Produzent SriBiotech an Bord. Das indische Pendant des BMBF – das Department of Biotechnology der indischen Regierung – unterstützt die indischen Partner mit 20 Millionen Rupien, was knapp 324.000 Euro entspricht.

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