Mehr Licht! Wie sich Krebs besser behandeln lässt
Ernährungswissenschaftler der Universität Jena entwickeln Photodynamische Krebstherapie weiter
Jan-Peter Kasper/FSU
Jan-Peter Kasper/FSU
Eine zentrale Rolle bei der Entstehung von Tumoren der Haut spielen sogenannte freie Radikale: hochreaktive Moleküle, die durch Strahlung freigesetzt werden und andere Zellbestandteile irreparabel schädigen. Kein Wunder also, dass diese Verbindungen lange Zeit als ausgemachte Gesundheitsgefahren galten. „Inzwischen wissen wir jedoch, dass freie Radikale auch wichtige Funktionen im gesunden Stoffwechsel haben“, sagt Prof. Dr. Tilman Grune von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Und, so der Ernährungsexperte und Altersforscher weiter, Wissenschaft und Medizin können sich das zerstörerische Potenzial freier Radikale auch zunutze machen, etwa in der Therapie von Hautkrebserkrankungen. In einer aktuellen Untersuchung haben Prof. Grune und sein Team herausgefunden, wie sich mittels reaktiver Radikale die Behandlung von Krebs verbessern lässt.
In ihrer Studie untersuchten die Forscher die sogenannte Photodynamische Therapie – kurz PDT. Bei dieser Behandlung wird ein Sensibilisator – ein lichtempfindlicher Stoff – in das Tumorgewebe eingebracht und dieses anschließend mit Licht bestrahlt. „Unter der Bestrahlung setzt der Sensibilisator Radikale frei, die die Tumorzellen zerstören“, so Prof. Grune. Bei der Behandlung bestimmter Tumore der Haut ist die PDT bereits als Therapieform etabliert. Allerdings sei die PDT für den besonders gefährlichen schwarzen Hautkrebs noch keine Option. „Dazu ist sie in ihrer bisherigen Form noch nicht effizient und zielgenau genug“, weiß Grune. So bestehe einerseits die Gefahr, dass einzelne Tumorzellen überlebten und der Krebs wiederkehre. „Andererseits kann auch benachbartes gesundes Gewebe Schaden nehmen.“
Wie die Jenaer Forscher nun aber zeigen konnten, lässt sich die Wirksamkeit der PDT deutlich steigern, wenn man sie mit weiteren Behandlungen kombiniert: Mit Hilfe bestimmter Enzym-Inhibitoren legten die Forscher – vor der Bestrahlung – die Abwehrmechanismen der Krebszellen gegen oxidativen Stress gezielt lahm. „Ist ihr Verteidigungssystem erst einmal ausgeschaltet, haben die Tumorzellen dem Radikalangriff nichts entgegenzusetzen und sterben hocheffizient ab“, erläutert Prof. Grune das Ergebnis. Erstmals konnten die Jenaer Forscher außerdem zeigen, dass mit dieser Art der Behandlung gezielt nur die Krebszellen nicht aber gesunde Hautzellen zerstört werden.
Dies mache die Kombinationsbehandlung zu einem vielversprechenden Ansatz, ist Prof. Grune überzeugt, mit dem sich zukünftig nicht nur Haut-, sondern auch andere Krebsarten behandeln ließen.