Neue Antibiotika aus dem Erdreich

Helmholtz-Wissenschaftler Professor Rolf Müller erhält den DECHEMA-Preis 2010

21.10.2010 - Deutschland

Für seine Forschung an biologisch aktiven Naturstoffen, die von bodenlebenden Bakterien produziert und zur Entwicklung neuer Arzneimittel genutzt werden, erhält Professor Rolf Müller den DECHEMA-Preis der Max-Buchner-Forschungsstiftung. Der habilitierte Pharmazeut forscht an der Saarbrücker Außenstelle des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) und lehrt an der Universität des Saarlandes. Die Verleihung des mit 20.000 Euro dotierten Preises erfolgt am 26. November 2010 im Rahmen eines Festkolloquiums im DECHEMA-Haus in Frankfurt am Main.

Die von Rolf Müller geleitete HZI-Abteilung mit Fokus auf mikrobielle Wirk- und Naturstoffe konzentriert sich auf die Analyse und die Produktion von Molekülen mit biologischer Aktivität. Im Boden lebende Bakterien, sogenannte Myxobakterien und Aktinomyceten, produzieren diese Naturstoffe unter anderem zur Abwehr von mikrobiellen Feinden und Konkurrenten in ihrem Lebensraum. Durch ihre häufig antibakterielle oder antifungale Wirkung tragen diese Moleküle zur Entwicklung neuer Antibiotika bei. Ein Beispiel für einen anderen mikrobiellen Wirkstoff aus Myxobakterien ist Epothilon, das in den USA erfolgreich in der Krebstherapie eingesetzt wird.

Die Entdeckung neuer Wirkstoffe spielt besonders in der Infektionsforschung eine wichtige Rolle, da zahlreiche Krankheitserreger Resistenzen gegen die gängigen Medikamente bilden können. Rolf Müller sucht daher mit seinen Kollegen am HZI und am Helmholtz-Institut für Pharmazeutische Forschung Saarland (HIPS), einer Außenstelle des HZI in Kooperation mit der Universität des Saarlandes, nach neuen Naturstoffen. „Wir konzentrieren uns vor allem auf die Entdeckung mikrobieller Naturstoffe, um daraus neue Antibiotika zur Bekämpfung von Infektionskrankheiten entwickeln zu können“, sagt Rolf Müller. Besonders die Aufklärung des bakteriellen Erbmaterials eröffnet den Forschern neue Wege: Sie ermöglicht ein besseres Verständnis der Herstellung von Naturstoffen. Durch die gerichtete Veränderung der Erbinformation veranlassen die Wissenschaftler die Myxobakterien dazu, ein breiteres Spektrum an Molekülen zu produzieren, als sie es unter natürlichen Umständen tun.

Rolf Müller studierte Pharmazie an der Universität Bonn, an der er auch promovierte. Nach einem zweijährigen Forschungsaufenthalt an der Universität von Washington in Seattle, USA, wurde er 1998 Nachwuchsgruppenleiter an der damaligen Gesellschaft für Biotechnologische Forschung (GBF) in Braunschweig und habilitierte im Jahr 2000 an der TU Braunschweig. Seit Oktober 2003 arbeitet Rolf Müller an der Universität des Saarlandes als Professor für Pharmazeutische Biotechnologie und ist seit 2009 Leiter des HIPS. Neben weiteren Auszeichnungen erhielt Rolf Müller 2002 bereits den DECHEMA-Preis für Naturstoffforschung, er betont jedoch, „dass solch ein Preis nicht zu persönlich genommen werden sollte. Hinter den Forschungsergebnissen steckt immer die gesamte Arbeitsgruppe und nicht der Leiter allein.“

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