Besser als ihr Ruf: Lipidperoxide

26.08.2010 - Schweden

Lipidperoxide in der Zelle bedeuteten bisher nichts Gutes, da sie vor allem in Zusammenhang mit neurodegenerativen Krankheiten und zellulärem Stress gebracht wurden. Diese Sichtweise sollte geändert werden, wie Wissenschaftlern aus dem Helmholtz Zentrum München und der schwedischen, auf Medizin spezialisierten Universität Karolinska Institutet in der aktuellen Ausgabe von PNAS vorstellen: Denn die Lipidperoxide haben auch ihre guten Seiten, da sie eine wichtige Rolle bei der Regulation von Rezeptor-Tyrosin-Kinasen spielen.

Lipidperoxide haben eine konkrete physiologische Aufgabe in der Zelle, das zeigen erstmals Forscher des Helmholtz Zentrums München, des Deutschen Zentrums für Neurodegeneration und des Karolinska Institutet in Stockholm. Bisher wurde angenommen, dass Lipidperoxide sich als Nebenprodukt bei Zellstress anhäufen, diesen anzeigen und sogar sehr effizient Zelltod auslösen können. Die Wissenschaftler fanden jetzt heraus, dass die chemisch modifizierten (oxidierten) Lipide die Protein-Tyrosin-Phosphatasen vorübergehend inaktivieren können. Diese wiederum regulieren die zelluläre Kommunikation der Rezeptor-Tyrosin-Kinasen. Diese Erkenntnis ist wichtig, da fehlgeschaltete Rezeptor-Tyrosin-Kinasen oft an der Entstehung von Krebs beteiligt sind. Bislang war nur von Wasserstoffperoxid bekannt, dass es Protein-Tyrosin-Phosphatasen oxidiert und inaktiviert und somit eine regulierende Wirkung auf diese Kinasen hat.

„Wir konnten zeigen, dass die Lipidperoxide mindestens 100-1000fach wirksamer sind als Wasserstoffperoxid“, so Dr. Marcus Conrad, der Erstautor der Veröffentlichung, der mittlerweile vom Helmholtz Zentrum München an das Deutsche Zentrum für Neurodegeneration gewechselt ist. Dr. Arne Östman und Åsa Sandin vom Karolinska Institutet ergänzen: „Es wird sehr interessant sein herauszufinden, ob Lipidperoxide auch bei der Aktivierung von Rezeptor-Tyrosin-Kinasen in der Krebsentstehung involviert sind und ob sie zur Entstehung anderer Krankheiten wie Diabetes und Alzheimer beitragen“.

Originalveröffentlichung: Conrad M. et al; "12/15-lipoxygenase-derived lipid peroxides control receptor tyrosine kinase signaling through oxidation of protein tyrosine phosphatases"; PNAS Early Edition, August 23, 2010

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