Künstliche Intelligenz verändert die Gesundheitsbranche massiv
Unternehmen engagieren sich und investieren, doch nur 29 Prozent fühlen sich gut vorbereitet, um KI für Wettbewerbsvorteile zu nutzen
„KI ist in der Gesundheitsbranche angekommen und verursacht bereits jetzt große Umwälzungen“, sagt Ulrich Kleipaß, Partner bei Roland Berger. „Das betrifft alle Akteure in der Wertschöpfungskette, von Pharma- und Medizintechnikunternehmen, deren Geschäftsmodelle sich mit KI verändern, über Krankenversicherungen, die KI nutzen, um ihre Effizienz zu steigern, bis hin zu den Fachkräften in Krankenhäusern, Laboren und Arztpraxen, die neue KI-unterstützte Diagnose- und Therapiemethoden anwenden. Deshalb müssen alle Unternehmen der Branche sich mit dem Thema befassen, sonst laufen sie Gefahr, bei Innovation und Effizienz ins Hintertreffen zu geraten und ihre Wettbewerbsfähigkeit zu verlieren.“
Bisher hilft KI im Gesundheitswesen vor allem bei der Optimierung von Prozessen und Kosten: 81 Prozent der Befragten nennen als Vorteil die Beschleunigung von Abläufen, 79 Prozent eine gesteigerte Qualität und 77 Prozent Kosteneinsparungen. Im Zuge weiterer technologischer Fortschritte dürfte KI sich in allen Bereichen der Patientenversorgung und in der gesamten Wertschöpfungskette im Gesundheitswesen durchsetzen: KI-unterstützte Diagnoseverfahren, etwa in der Radiologie, versprechen schnellere und genauere Ergebnisse; die Automatisierung von Routineaufgaben steigert die Effizienz und hilft, personelle und finanzielle Ressourcen freizumachen; KI-gestützte Datenanalysen in Pharma- und Medizintechnikunternehmen beschleunigen klinische Studien und steigern die Effizienz bei Forschung und Entwicklung.
Komplexes Thema verlangt Fachwissen oder einschlägige Partner
Insgesamt erwartet das Marktforschungsunternehmen Grand View Research bis 2030 ein weltweites Marktvolumen für KI im Gesundheitswesen von bis zu rund 190 Milliarden US-Dollar. Die Roland Berger-Studie zeigt allerdings, dass es bei der tatsächlichen Anwendung von KI derzeit noch große Unterschiede innerhalb der Branche gibt. So ist der Einsatz der Technologie etwa in der medizinischen Diagnostik deutlich weiter fortgeschritten als im Bereich der Therapie.
„Insgesamt hat die Gesundheitsbranche die grundlegende Bedeutung von KI für ihre Zukunft erkannt, das zeigen die laufenden Investitionen und das Engagement der Unternehmensführungen, etwa mit der Einführung spezieller KI-Abteilungen“, sagt Karsten Neumann, Partner bei Roland Berger. „Dass sich dennoch nur 29 Prozent ausreichend vorbereitet sehen, um mit Hilfe von KI Wettbewerbsvorteile zu erzielen, liegt vor allem an fehlender technischer Expertise zu diesem hochkomplexen Thema sowie technischen und infrastrukturellen Unsicherheiten.“ Folgerichtig gaben 87 Prozent der Befragten an, dass sie lieber mit einschlägigen Technologieunternehmen zusammenarbeiten würden, als eigene KI-Lösungen zu entwickeln – trotz Bedenken, etwa in Bezug auf die Datensicherheit.
Wo KI Vorteile verspricht, wird sie schnell eingeführt
Für die weitere Entwicklung haben die Studienautoren drei Szenarien erarbeitet: Die höchste Wahrscheinlichkeit sehen sie beim „realistischen Szenario“, einer raschen Entwicklung mit Einsatz von KI vor allem in Bereichen, wo sie messbare Vorteile bringt. Die Effizienzgewinne sind in diesem Fall ungleichmäßig über die Branche verteilt. Ein zweites, „beschleunigtes Szenario“ beschreibt die schnelle Einführung von KI in der gesamten Gesundheitsbranche sowie deren umfassende Transformation; das dritte, „konservative Szenario“ geht von einer langsamen Entwicklung und begrenzten Auswirkungen aus.
„Unabhängig davon, welches der drei Szenarien tatsächlich wahr wird, sollten Gesundheitsunternehmen sich intensiv damit auseinandersetzen, wie das Thema KI sich auf ihr Geschäft auswirkt“, sagt Thilo Kaltenbach, Partner bei Roland Berger. „Das reicht von strategischen Überlegungen über die Ermittlung von Betriebsbereichen, die am ehesten von KI profitieren können, bis hin zu gezielten Investitionen in die Technologie, um sich frühzeitig Wettbewerbsvorteile zu verschaffen. Dabei ist eine langfristige Perspektive wichtig und die kontinuierliche Überprüfung und Optimierung des Engagements, um sowohl für evolutionäre als auch disruptive Entwicklungen gerüstet zu sein.“
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