Die Balzan Preise setzen auf nachhaltigen Fortschritt

Von der Justiz bis zur Wissenschaftsgeschichte, von der Biologie des Alterns bis zu innovativen Materialien: 800.000 Euro für jeden der vier bekannt gegebenen Balzan-Preisträger

11.09.2024
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Symbolbild

Die Präsidentin der Internationalen Balzan Stiftung „Preis“, Maria Cristina Messa, und die Präsidentin des Generalkomitees der Balzan Preise, Marta Cartabia, in Mailand haben die Gewinner der vier
Balzan-Preise 2024 bekannt gegeben.

Die Bekanntgabe erfolgte nach Abschluss und Zusammenfassung des Auswahlverfahrens. Das zielte darauf ab, die bedeutendsten wissenschaftlichen und intellektuellen Herausforderungen der Gegenwart zu ermitteln und somit die Studien und Personen zu bestimmen, die diese am besten interpretieren.

Die Forschung der heute bekannt gegebenen Preisträger trägt zum besseren Verständnis der Welt und der menschlichen Gemeinschaft bei. Sie steht in einem Prozess des kontinuierlichen Wissenserwerbs und folgt der Überzeugung, dass Wissenschaft stets nachhaltige Lösungen für die Probleme der Menschheit bieten muss. Der Beitrag zum wissenschaftlichen Fortschritt in den verschiedenen Wissensgebieten wird zusätzlich durch junge Forscher und Forscherinnen gewährleistet, die unter der Leitung der Preisträger Forschungsprojekte durchführen werden, die gemäß den Statuten des Preises mit der Hälfte der verliehenen Summe finanziert werden sollen. Der Wert jedes Balzan Preises 2024 beträgt 750.000 Schweizer Franken (800 000 Euro).

Die Gewinner

  • John Braithwaite (Australien), Australian National University für Restaurative Justiz
  • Lorraine Daston (Deutschland/USA), Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte in Berlin-Dahlem für Wissenschaftsgeschichte (Neuzeit und Gegenwart)
  • Michael N. Hall (Schweiz/USA), Biozentrum der Universität Basel, für Biologische Mechanismen des Alterns
  • Omar Yaghi (USA), University of California Berkeley für Nanoporöse Materialien für Umweltanwendungen.

Die Entscheidung fiel auf der letzten Plenarsitzung des Generalkomitees der Balzan Preise, das die Nominierungen von Akademien, Universitäten und Forschungszentren aus der ganzen Welt ab dem 15. März 2024 geprüft und gewertet hat. Die Auswahl basiert auf Gültigkeit, Aktualität und Kohärenz der Forschung, wobei spezifische Faktoren der Exzellenz in den jeweiligen Studienbereichen berücksichtigt wurden. Zudem ist der interdisziplinäre Charakter von Forschung ein Größe, die das Komitee bei seiner Bewertung sorgfältig in Betracht zieht. Die vier Preisträger werden den Preis am 21. November in Rom im Rahmen einer feierlichen Zeremonie in Anwesenheit des Präsidenten der Republik persönlich entgegennehmen.

Die Fachgebiete

Die vier auszuzeichnenden Fachgebiete wechseln jedes Jahr und werden aus den Bereichen einerseits der Literatur, Geisteswissenschaften und Kunst sowie andererseits der Physik, Mathematik, Naturwissenschaften und Medizin gewählt. Der Wechsel der Themen ermöglicht es, neue oder aufstrebende Forschungsrichtungen zu fördern und wichtige Studienbereiche zu unterstützen, die bei anderen großen internationalen Preisen oft übersehen werden. Auf diese Weise konnten im Laufe der Jahre vielfältige Wissensgebiete zur Verwirklichung des satzungsgemäße Ziel der Stiftung erfasst werden, „die Kultur, die Wissenschaften und die verdienstvollsten humanitären Initiativen ohne Unterschied der Nationalität, der Rasse oder der Religion zu fördern“.

Im Anschluss an die Bekanntgabe der Balzan Preisträger 2024 kündigte die Präsidentin des Preisverleihungskomitees, Marta Cartabia, die im Jahr 2025 zu prämierenden Fachgebiete an:

  • Kunstgeschichte der Gegenwart
  • Altertumswissenschaften: Athenische Demokratie – neu betrachtet
  • Atome und ultrapräzise Messung der Zeit
  • Gen- und genmodifizierte Zelltherapie

Die Begründung der Balzan Preise 2024

An John Braithwaite für Restaurative Justiz: Für seinen Beitrag zur theoretischen Entwicklung und praktischen Umsetzung der zeitgenössischen restaurativen Justiz, für seinen Einsatz im Dienste der Institutionen und des sozialen Gefüges, für sein Bemühen um die wissenschaftliche und verlegerische Dissemination auf höchstem Niveau, für sein Engagement für die kulturelle Erziehung von Jugendlichen im Einklang mit den Werten der restaurativen Justiz.

An Lorraine Daston für Wissenschaftsgeschichte (Neuzeit und Gegenwart): Für den Umfang, die Originalität und die Vielfalt ihres Œuvres, das die jeder Forschungstätigkeit zugrunde liegenden mentalen Vorstellungen und Werte in den verschiedensten Wissenschaftsbereichen herausgearbeitet hat; für die Anzahl und die Qualität ihrer Artikel und Werke, die der Geschichte und Epistemologie der Wissenschaften neue Wege eröffnet haben; für ihren Beitrag zur Ausbildung von Generationen von Forscherinnen und Forschern; und für ihre Unterstützung, die sie als Leiterin angesehener Institutionen, innovativen Forschungsprojekten angedeihen ließ.

An Michael N. Hall für Biologische Mechanismen des Alterns: Für seine bahnbrechenden Beiträge zu unserem Verständnis der molekularen Mechanismen, die das Zellwachstum regulieren. Michael Hall entdeckte zwei Proteine, TOR1 und TOR2, die das Zellwachstum und die Reaktion des Stoffwechsels auf Nährstoffe regulieren. Diese spielen eine zentrale Rolle in Alterungsprozessen und bei der Entstehung altersbedingter Krankheiten wie Krebs, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

An Omar Yaghi für Nanoporöse Materialien für Umweltanwendungen: Für seine bahnbrechenden Beiträge zur Entdeckung und Entwicklung nanoporöser Gerüstmaterialien und zur Förderung ihrer Anwendungen bei der Kohlenstoffabscheidung, Wasserstoffspeicherung und Wassergewinnung aus der Wüstenluft. Yaghi entwickelte grundlegende Konstruktionsprinzipien und innovative Synthesemethoden und schuf damit zwei umfangreiche Kategorien von nanoporösen Materialien: metallorganische Gerüste (MOFs – Metal-Organic Frameworks) und kovalente organische Gerüste (COFs – Covalent-Organic Frameworks). Diese innovativen Materialien stehen heute an vorderster Front bei den weltweiten Bemühungen, den kritischen Nachhaltigkeits- und Umweltherausforderungen unseres Planeten entgegenzutreten.

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