Der genetische Schlüssel zur besseren Therapie
Essener Forscher individualisieren die Behandlung von Hepatitis C
Hepatologen am Universitätsklinikum Essen haben nun erforscht, warum die Medikamente einigen Patienten helfen und anderen nicht - und sind dabei auf die Funktionsweise eines ganz bestimmten Gens gestoßen. „Wenn Hepatitis-C-Viren nicht auf eine Kombinationstherapie ansprechen, dann hängt das mit einer Überproduktion des Interferon Stimulierten Gens 15 (ISG15) in der Leber zusammen“, erklärt Prof. Dr. Jörg Friedrich Schlaak, Gastroenterologe und Hepatologe am Universitätsklinikum Essen. „ISG15 begünstigt die Replikation der Hepatitis-C-Viren, daher verstärkt sich die Viruslast im Körper.“ Ob ein Organismus dabei mehr oder weniger ISG15 ausschüttet, ist zum großen Teil genetisch bedingt. So kann ein Gentest schon vor dem Beginn einer Behandlung zeigen, ob die klassische Kombinationstherapie gegen Hepatitis C anschlagen wird oder nicht. Eine Behandlung kann deshalb künftig sehr viel zielgerichteter erfolgen.
Das Virus macht sich ein ganz bestimmtes Gen zu Nutze
„ISG15 wird von ganz bestimmten Abwehrstoffen, so genannten Interferonen, induziert“, sagt Prof. Schlaak. Eigentlich wird den Interferonen eine antivirale Wirkung zugeschrieben. „Das Hepatitis-C-Virus schafft es aber, sich ISG15 zu Nutze zu machen und es so zu stimulieren, dass andere Gene, die das Virus hemmen würden, nicht mehr so stark zum Zuge kommen.“ Das Virus hat dann freie Bahn - und kann sich ungestörter ausbreiten. „Die Erkenntnis darüber, welcher Mechanismus hinter dem Zusammenspiel der einzelnen Gene und dem Hepatitis-C-Virus steckt, ebnet den Weg für neue Therapiekonzepte“, betont Prof. Schlaak. So kann eine Kombinationstherapie mit Interferon-alpha und Ribavirin dadurch verstärkt werden, dass man zugleich Hemmstoffe, beispielsweise so genannte siRNAs, einsetzt, die eine vermehrte Bildung von ISG15 unterbinden. „Eine Absenkung von ISG15 auf normales Niveau reicht möglicherweise aus, um auch jenen Menschen, bei denen eine Kombinationstherapie bislang wirkungslos war, mit diesen Standardmedikamenten zu helfen. Die Therapie schlägt dann nach einer Herunterregelung von ISG15 sehr viel besser an.“ Diese Beobachtung wurde zwischenzeitlich auch von anderen Forschern bestätigt.
Studie soll patientenorientierte Therapie ermöglichen
Mit einer groß angelegten Studie wollen die Essener Forscher nun herausfinden, ob es noch weitere Marker gibt, die erkennen lassen, welche Therapie bei welchen Patienten optimal wirkt. „Unser Ziel ist es, in ein paar Jahren auf den individuellen Patienten abgestimmte Therapien auf den Weg zu bringen. Damit wir jene Menschen mit dieser chroni-schen Erkrankung, die nicht auf eine bestimmte Therapie ansprechen, erst gar nicht mit den Nebenwirkungen der Behandlung belasten müssen“, erläutert Prof. Schlaak. Die Ergebnisse seiner Forschungsgruppe zum Thema ISG15 erscheinen in Kürze mit einem Beitrag in der Fachzeitschrift „GUT“.
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