Forschung über Verdauung gewinnt Eppendorf & Science Prize 2023
Millionen von Menschen, die an Magen-Darm-Erkrankungen leiden, könnten von dieser Arbeit profitieren
„Die Fähigkeit, Nahrung zu verdauen, Nährstoffe aufzunehmen und Abfallstoffe zu verarbeiten, ist lebensnotwendig“, sagt Scavuzzo. „Viele dieser lebenswichtigen Aufgaben werden von einem unabhängigen Nervensystem gesteuert, das in jede Schicht des Darms eingebettet ist und als enterisches Nervensystem bekannt ist.“
Scavuzzo untersucht dieses Netzwerk von Nervenzellen im Magen-Darm-Trakt, das oft als "zweites Gehirn" bezeichnet wird. Hierfür verwendet sie Stammzellen und Gewebe, um im Labor gezüchtete Modelle des Maus- und des menschlichen Darms herzustellen. Indem sie diese Organe in der Schale mit Tiermodellen kombiniert, arbeitet sie daran, die Vielfalt der Gliazellen im Darm zu kartografieren. Gliazellen, die Stützzellen des Gehirns, helfen bei der Regulierung und dem Schutz der Neuronen. Ihre Rolle im Darm ist jedoch nicht ausreichend erforscht. Scavuzzo möchte verstehen, wie enterische Gliazellen in einem normalen Darm funktionieren und wie sie auf Veränderungen der Umwelt, des Erbguts oder der Ernährung reagieren. Millionen von Menschen, die an Magen-Darm-Erkrankungen leiden, könnten von dieser Arbeit und ihrem Potenzial für die Entwicklung neuer und wirksamer Therapien profitieren.
"Der Erhalt dieser Auszeichnung fühlt sich immer noch sehr surreal an", sagt Scavuzzo. "Ich freue mich sehr über die Anerkennung durch Eppendorf und Science. Ich möchte meinem Postdoc-Mentor, Dr. Paul Tesar, meine Dankbarkeit dafür ausdrücken, dass er diese Forschung in seinem Labor an der Case Western Reserve University School of Medicine maßgeblich gefördert hat. Mein Ziel ist es, einen mechanistischen Einblick in die Funktionsweise der enterischen Glia in Bezug auf Gesundheit und Krankheit zu gewinnen. Mein Dank gilt auch Eppendorf und Science, die es mir ermöglichen, diese Vision mit einem breiten Publikum zu teilen."
"Marissa Scavuzzo hat einen wunderbar faszinierenden Aufsatz geschrieben, in dem sie beschreibt, wie sie die Funktion der Gliazellen des Darms bei der Koordinierung und Feinabstimmung der Darmmotilität untersucht hat", erklärte Dr. Peter Stern, Senior Editor der Zeitschrift Science und Vorsitzender der Preisjury. "Dabei entdeckte sie eine neue Art von Gliazellen, die sogenannten 'enterischen Glia-Hub-Zellen', die eine zentrale Rolle bei der Regulierung des Aktivitätsgrads des enterischen Nervensystems spielen."
"Eppendorf und das Journal Science verleihen diesen renommierten Preis seit über 20 Jahren. Viele Preisträger haben sich zu führenden Wissenschaftlern auf ihrem Gebiet entwickelt“, sagte Dr. Axel Jahns, Vice President Corporate Citizenship & Governmental Affairs der Eppendorf SE. "Wir gratulieren Marissa Scavuzzo zu ihrer großartigen Leistung, mit der sie den diesjährigen Preis gewonnen hat."
Neben der Preisträgerin wurden Michael A. Skinnider, M.D., Ph.D., Assistant Professor an der Princeton University, USA und Mattia Aime, Ph.D., Postdoctoral Researcher an der Universität Bern in der Schweiz als Finalisten ausgewählt. Skinnider hat Verfahren entwickelt, um die Kartierung von neuronalen Schaltkreisen zu beschleunigen. Aime hat einen neuronalen Mechanismus identifiziert, der während des REM-Schlafs zwischen positiven und negativen Emotionen unterscheidet.