Krebstherapie: Kinasen haben positiven Einfluss auf die Wirkung von Chemotherapie

26.05.2010 - Deutschland

In der Krebstherapie können körpereigene Boten-Enzyme (Kinasen) die Wirkung einer Chemotherapie positiv beeinflussen. Ziel zahlreicher Krebsmedikamente ist es, das Erbgut der Krebszellen zu schädigen und den Tumor dadurch zu bekämpfen. Allerdings sterben Tumorzellen nicht zwangsläufig nach einer solchen Behandlung. Die Reaktion der Zelle wird vielmehr durch bestimmte Kinasen bestimmt. Die Arbeitsgruppe um Professor Dr. Matthias Dobbelstein an der Universität Göttingen hat solche Enzyme identifiziert. Jetzt wollen die Wissenschaftler untersuchen, inwiefern die Reaktion von Tumorzellen, die mit dem Krebsmedikament Gemcitabin behandelt wurden, von solchen Kinasen abhängt.

Durch die Behandlung mit Medikamenten (Chemotherapie) können Tumoren zuweilen erfolgreich, mitunter jedoch nur für einige Zeit in ihrem Wachstum gehemmt werden. Manchmal sprechen sie auch gar nicht auf die Therapie an. Die Gründe hierfür sind bisher nur teilweise bekannt und unterscheiden sich offenbar bei verschiedenen Chemotherapeutika.

Klar ist, dass nicht allein die Dosis des Medikaments den Behandlungserfolg bestimmt. Vielmehr gibt es in der Zelle Signalwege, die die Antwort auf die Behandlung steuern. Je nach Aktivität dieser Signalwege kann die Zelle das Medikament „ignorieren“ oder aber auf die Behandlung reagieren. Die Aufklärung dieser Mechanismen beinhaltet zwei Chancen: Mediziner könnten das Ansprechen eines Tumors besser vorhersagen und damit leichter entscheiden, ob ein Patient mit einem bestimmten Medikament behandelt werden sollte. Zusätzlich könnten sie die Wirkung des Medikaments durch gezielte Beeinflussung der Mechanismen verstärken.

Die Göttinger Wissenschaftler um Professor Dobbelstein wollen diesen Signalwegen in einem von der Wilhelm Sander-Stiftung geförderten Projekt auf den Grund gehen. Exemplarisch wollen sie die Reaktion von Tumorzellen auf den Wirkstoff Gemcitabin künftig besser vorhersagen und wenn möglich auch gezielt verändern. Gemcitabin ist ein Chemotherapeutikum, das vor allem bei Tumoren der Bauchspeicheldrüse (Pankreaskarzinom), aber beispielsweise auch bei Brustkrebs zum Einsatz kommt. Es wirkt, weil es als falscher Baustein in die Erbinformation der Zelle eingebaut wird und so die Vermehrung des Erbgutes in der Zelle stört. Auch bei einer Behandlung mit Gemcitabin bestimmt erst die Aktivität bestimmter Signalwege, ob die Zelle tatsächlich abgetötet wird.

In einem breiten Ansatz haben die Forscher alle bekannten Enzyme aus der Gruppe der sogenannten Kinasen dahingehend untersucht, ob sie im Prozess der zellulären Reaktion auf Erbgut-Schädigung eine regulierende Rolle spielen. Auf diese Weise konnten sie einen bestimmten Signalweg identifizieren, der durch Gemcitabin-Behandlung verstärkt wird. Dieser Signalweg ist für die Antwort der Zelle fast unerlässlich: In Abwesenheit seiner Bestandteile ist die Zelle weitgehend resistent gegen Gemcitabin.

In dem geförderten Projekt wollen die Göttinger Wissenschaftler herausfinden, welche Mechanismen diesen Signalweg nach Gemcitabin-Behandlung in Gang setzen und wie er nach seiner Aktivierung das Absterben der behandelten Zellen herbeiführt. Darüber hinaus sind Versuche geplant, die Aktivität der Signalkomponenten und damit die Wirkung des Medikaments gezielt zu verstärken.

Die Wilhelm Sander-Stiftung fördert dieses Forschungsprojekt mit über 170.000 Euro.

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