Schützt Rauchen vor Parkinson?
Parkinson-Studie der Europäischen Akademie Bozen und der Mayo Klinik Rochester (USA) von der Academy of Neurology ausgezeichnet
Wissenschaftler gehen davon aus, dass es eine genetische Veranlagung gibt, die - zusätzlich beeinflusst von bestimmten Umweltfaktoren - für den Ausbruch der Krankheit verantwortlich ist. Auf der Grundlage dieser Hypothese führte ein Forscherteam der Mayo Klinik Rochester (USA) eine Studie mit 1.228 Probanden durch. Koordinator des Teams war Maurizio Facheris, Forscher am Institut für Genetische Medizin an der Europäischen Akademie Bozen (EURAC). Facheris absolvierte ein Forschungsjahr an der amerikanischen Universität.
Die Ausgangsthese war folgende: Ob jemand an Parkinson erkrankt oder nicht, hängt zum einen davon ab, wie Medikamente auf ihn wirken, was je nach genetischer Veranlagung variieren kann. Zum anderen schützt der Wirkstoff Nikotin in bestimmten Fällen die Gehirnzellen. Nikotin ist somit „neuroprotektiv“ und kann vor Parkinson schützen. „Wir haben die Testpersonen zu ihren Rauchgewohnheiten befragt und diese Daten mit einer Variante im CYP2A6 Gen verglichen. Dieses Gen kodiert für ein Enzym, das für den Abbau des Nikotinwirkstoffs verantwortlich ist“, erklärt Maurizio Facheris, auch Neurologe am Krankenhaus in Bozen. Die Auswertung der Daten zeigt in der Tat: Wenn gerade Raucher eine bestimmte Variante des betreffenden Gens aufweisen, ist das Risiko einer Parkinsonerkrankung deutlich geringer als bei Menschen ohne diese Genvariante, die nicht rauchen. Es muss nun noch genauer untersucht werden, ob die Schutzwirkung tatsächlich auf diese Variante des CYP2A6-Gens oder auf das bei Rauchern nachweisbare Abbauprodukt Cotinin, das durch die Wirkung dieses Gens entsteht, zurückzuführen ist. „Sollte sich diese zweite Annahme bestätigen, könnte ein Medikament auf der Basis von Cotinin eine Parkinson-Erkrankung verhindern“, macht Maurizio Facheris deutlich.
Die Studie eröffnet vielversprechende Möglichkeiten auf dem Feld der Pharmakogenetik. Dieser Forschungsbereich geht davon aus, dass aufgrund der unterschiedlichen Genvarianten Medikamente auch unterschiedlich auf Menschen wirken. Eine DNA-Analyse ermöglicht es, bereits im Voraus zu erkennen, wie ein Medikament im jeweiligen Fall wirken wird. Darauf aufbauend können Arzneimittel entwickelt werden, die gezielt auf jeden Einzelnen zugeschnitten sind.
Die Studie ist auf dem Jahreskongress der American Academy of Neurology in Toronto vorgestellt und als eine der besten fünf Prozent von insgesamt 2.000 Studien ausgezeichnet worden.
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