Stimmungsbarometer: Auch nicht-medizinische Labore weiter am Limit

Preisspirale ausgelöst durch Materialmangel, steigende Nachfrage und Vorratsstrategie: Corona-Krise bringt Labore immer mehr an ihre Grenzen

18.02.2022 - Deutschland

Personalmangel, zu wenig Testkapazitäten, steigender Preisdruck: Zu Beginn des Jahres 2022 bestimmt Corona mit der Omikron-Mutation weiterhin nicht nur den politischen und gesellschaftlichen Diskurs, sondern auch die Situation in Europas Laboren. Mehr noch als im Vorjahr sehen sich Labore mit Materialengpässen, gestiegenen Preisen und zunehmender Ungleichbehandlung konfrontiert. Das zeigt eine aktuelle Umfrage des Labormaterialzulieferers Starlab International GmbH unter mehr als 200 Labormitarbeitern aus Deutschland, Österreich, Großbritannien, Italien und Frankreich. Das Stimmungsbarometer erfasst unter anderem die Versorgung mit Liquid-Handling-Materialien wie etwa Schutzhandschuhen und Pipetten. Die gesamte Branche befindet sich seit zwei Jahren in einem Teufelskreis. Einerseits wird immer mehr Material benötigt, andererseits fehlt es an Nachschub. Gleichzeitig wollen Labore Material bevorraten, was den Druck auf Nachfrage, Lieferanten und Preise zusätzlich erhöht. Darunter leiden besonders solche Institute, die wichtige Grundlagenarbeit betreiben, aber bei dem durch Corona ausgelösten Preiswettbewerb nicht mithalten können.

© Starlab International GmbH

32 Prozent erwarten künftig einen noch stärkeren Materialbedarf und -verbrauch

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58 Prozent haben das Gefühl, dass medizinische Labore bei Materiallieferungen bevorzugt werden

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64 Prozent der Befragten werden verspätet mit Liquid Handling-Materialien beliefert

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76 Prozent geben an, die Folgen des steigenden Preisdrucks täglich zu spüren

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Die größten Herausforderungen für die Befragten liegen bei Versorgungsengpässen (36 Prozent) und steigenden Preise für Verbrauchsmaterial (31 Prozent)

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„Mit Omikron sind PCR-Tests und Infektionsraten zum Jahreswechsel so rapide gestiegen, dass die rund 180 meldenden Labore mit ihren zuletzt 2,5 Millionen Testungen pro Woche alleine in Deutschland in Sachen Materialien und Personal längst an ihr Limit gekommen sind. Die Folge sind radikale Einschränkungen bei den Tests und vor allem aber Auswirkungen auf die überwiegende Zahl der im nicht-medizinischen Bereich tätigen Labore in Europa – die in der aktuellen Diskussion oft gar nicht vorkommen“, sagt Starlab-Geschäftsführer Klaus Ambos.

Stimmten in der Vorjahresumfrage noch 39 Prozent der Befragten zu, ausreichend mit den benötigten Liquid-Handling-Materialien versorgt zu sein, hat sich dieser Wert im jüngsten Stimmungsbarometer fast halbiert (23 Prozent). Zurückzuführen ist dies laut Starlab auf verspätete Lieferungen, die im Gegensatz zum Vorjahr (44 Prozent) mittlerweile 64 Prozent der Befragten zu schaffen machen. Klaus Ambos: „Corona ist die größte, aber längst nicht die einzige Herausforderung, mit der Europas Labore zu kämpfen haben. Das von uns in Auftrag gegebene Stimmungsbarometer zeigt noch einmal deutlich, dass wir das gesamte Spektrum der Laborarbeit in den Blick nehmen müssen. Die Laborbranche ist nicht nur in Medizin und Forschung essentiell wichtig. Diagnostik erstreckt sich längst auf nahezu alle Lebens- und Wirtschaftsbereiche.“

Ungleiche Materialverteilung und die Folgen

Bestätigt wird diese Situation auch durch die Laboranten selbst. 58 Prozent führen den Materialmangel ganz oder überwiegend darauf zurück, dass medizinische Labore krisenbedingt bevorzugt werden. Im Vorjahr hatten lediglich 46 Prozent einen starken Zusammenhang gesehen.

Gleichzeitig haben viele befragte Laboranten grundsätzlich einen höheren Materialbedarf. Während 57 Prozent erklären, dass der Bedarf an Liquid-Handling-Produkten gegenüber dem ersten Corona-Jahr in etwa gleichgeblieben sei, attestieren 30 Prozent im letzten Jahr einen bis zu 50 Prozent höheren Materialbedarf. „Immer wieder neue Mutationen und Corona-Wellen haben für einen enormen Nachfrageschub gesorgt. Zusätzlich zur ohnehin angespannten Lage und hohen Nachfrage hat dies bei vielen Produzenten und Händlern zu leeren Lagern geführt“, sagt Ambos. Der Mix aus hoher Nachfrage, Rohstoffknappheit und Lieferengpässen bleibt nicht ohne Folgen für die Preise. Drei Viertel aller Labore (76 Prozent) spüren bereits einen steigenden Preisdruck bei ihrer täglichen Arbeit.

Ausblick 2022: Ein Thema, viele Herausforderungen

Die Situation der letzten beiden Jahre wird sich nach Meinung der Experten auch in 2022 fortsetzen. Viele Universitäten, Kliniken, Institute, Labordienstleister und Pharmaunternehmen wollen dem vorbeugen, indem sie sich mit ausreichend Material eindecken. Laut der Starlab-Erhebung wollen die Hälfte der Labore (50 Prozent) mit Blick auf weitere Spitzen in der Zukunft Materialbestände aufbauen. Das jedoch könnte schwierig werden, weil gleichzeitig weiterhin der Materialbedarf zunimmt. 29 Prozent erwarten in 2022 einen bis zu 25 Prozent höheren Materialbedarf, 3 Prozent sogar einen Anstieg um bis zu 50 Prozent.

Die größten Herausforderungen im laufenden Jahr erwarten entsprechend 36 Prozent (Vorjahr: 49 Prozent) aufgrund von Versorgungsengpässen. 31 Prozent befürchten steigende Preise beim Verbrauchsmaterial. Doch nicht nur beim Material gibt es Mangel, sondern auch beim Fachpersonal. 17 Prozent sehen Personalengpässe im laufenden Jahr als Hürde, 8 Prozent befürchten, dass sich die Fachkräfte überarbeiten.

Über die Studie

Für die Umfrage wurden im Dezember 2021 insgesamt 213 Labor-Mitarbeiter aus Deutschland, Österreich, Großbritannien, Italien und Frankreich über die Kundendatenbank von Starlab befragt. Bei 40 Prozent der Befragten handelt es sich um Labortechniker, 26 Prozent sind im Labor-Management tätig, 14 Prozent von ihnen sind Doktoranden, Principal Investigator oder PostDoc und 12 Prozent arbeiten in sonstigen Laborbereichen. Etwa 8 Prozent der Befragten sind im Einkauf tätig.  Im Mittelpunkt der Umfrage stand die Versorgung mit Liquid Handling-Materialien – insbesondere vor dem Hintergrund coronabedingter Lieferengpässe. Die Teilnahme erfolgte anonym und auf freiwilliger Basis.

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