Europäisches Patentamt gibt Gewinner des Europäischen Erfinderpreises 2021 bekannt
Die Preisträger stammen aus Deutschland, Indien, Norwegen, Österreich, Schweden, der Schweiz, Serbien sowie den USA
European Patent Office (EPO)
„In diesen herausfordernden Zeiten ist es ganz besonders inspirierend, die Kreativität und Hingabe, mit der diese Erfinderinnen und Erfinder innovative Lösungen in die Welt tragen, zu erleben", sagte EPA-Präsident António Campinos. „Ihre Leistung zeigt uns deutlich, dass sich Hindernisse mit Vorstellungskraft, Wissen und Einfallsreichtum überwinden lassen. Die Fähigkeit, auf Basis einer neuen Idee ein fertiges Produkt für den Markt zu entwickeln, erfordert zugleich Ausdauer und ein Umfeld, das Innovationen treibt - für all dies stehen die Leistungen der Finalisten und Gewinner des Europäischen Erfinderpreises 2021."
Die diesjährigen Preisträger wurden aus einem Pool von hunderten Forschern ausgewählt. Sie stammen aus Deutschland, Indien, Norwegen, Österreich, Schweden, der Schweiz, Serbien sowie den USA.
Das EPA verleiht den Europäischen Erfinderpreis in diesem Jahr nun zum 15. Mal, um herausragende Persönlichkeiten aus Europa und der Welt zu ehren, die einen außergewöhnlichen Beitrag für die Gesellschaft sowie zu technologischem Fortschritt und wirtschaftlichem Wachstum geleistet haben. Die Finalisten und Gewinner der fünf Kategorien wurden von einer unabhängigen, internationalen Jury ausgewählt. Sie haben alle das europäische Patentsystem genutzt, um ihre Erfindungen zu schützen. Damit ermöglichen sie es auch anderen Forschern und Erfindern, auf ihren Innovationen aufzubauen und Technologien weiterzuentwickeln.
Die Preisverleihung wurde zum ersten Mal als virtuelle Veranstaltung durchgeführt, die sich an die breite Öffentlichkeit richtete und Zuschauer aus vielen Staaten für die Bekanntgabe der Preisträger gewinnen konnte.
Die Gewinner des Europäischen Erfinderpreises 2021 sind:
Industrie
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Per Gisle Djupesland (Norwegen)
Bessere Medikamentengabe durch die Nase: Das medizinische Gerät des norwegischen Erfinders nutzt die natürliche Form der Nase und den eigenen Atem des Patienten, um die Medikamentengabe über die Nase zu verbessern und damit verschiedene Erkrankungen gezielt zu lindern. Die Erfindung trug zum Wachstum eines Unternehmens bei, das heute börsennotiert ist und innovative medizinische Lösungen entwickelt - ein Atemzug frische Luft für Patienten.
Forschung
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Robert N. Grass und Wendelin Stark (Österreich/Schweiz)
DNA-basierte Datenspeicherung: Die beiden Erfinder aus Österreich und der Schweiz haben ein neues Verfahren für die Konservierung von Daten entwickelt, in dem in genetischen Code umgewandelte digitale Informationen in winzigen Glaskugeln künstlich fossilisiert werden. Sie schufen damit ein Speicherungsverfahren mit dem Potenzial, wertvolle Daten über Jahrtausende zu sichern, und zugleich einen robusten DNA-Barcode: Werden ihre winzigen Partikel auf Produkte angebracht, kann damit sichergestellt werden, dass spezifische Merkmale - wie der Ursprung eines Materials oder die Arbeitsbedingungen, unter denen es hergestellt wurde - über die gesamte Lieferkette hinweg nachverfolgbar bleiben.
Nicht-EPO-Staaten
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Sumita Mitra (Indien/USA)
Nanomaterialien für ein neues Lächeln: Der Forscherin gelang es, Nanocluster in der Zahnmedizin einzusetzen, um robuste, langlebige und ästhetisch ansprechende Füllungen zu entwickeln. Ihr Material überwindet viele Nachteile früherer Dentalkomposite, die entweder zu schwach waren, um auf Bissflächen verwendet zu werden, oder schnell ihre Politur verloren. Diese winzigen Cluster sind bei einer Milliarde Zahnrestaurationen weltweit zum Einsatz gekommen.
Kleine und mittlere Unternehmen (KMU)
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Henrik Lindström und Giovanni Fili (Schweden)
Flexible Solarzellen für Mobilgeräte: In ihrem Werk in Stockholm produzieren die Erfinder Farbstoffsolarzellen aus einem neuen Elektrodenmaterial mit sehr hoher Leitfähigkeit, das in nahezu jeder Form oder Farbe herstellbar ist, wodurch sogar in Innenräumen Strom erzeugt werden kann. Aufgrund ihrer Vielseitigkeit lassen sich die Zellen in die Elektronik verschiedener Gegenstände und Produkte integrieren, um selbstaufladende Geräte herzustellen.
Lebenswerk
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Karl Leo (Deutschland)
Weiterentwicklung von organischen Halbleitern: Der deutsche Physiker Karl Leo hat organische Halbleiter weiterentwickelt, indem er ihre Leitfähigkeit durch das Verfahren der sogenannten Dotierung verbesserte und damit eine neue Generation hocheffizienter, organischer Leuchtdioden (OLED) für Displays einleitete. Seine OLEDs sorgen für eine verbesserte Bildhelligkeit, Farbauflösung und Energieeffizienz in elektronischen Geräten. Die Technologie kommt derzeit in der Hälfte aller Smartphones weltweit sowie in vielen Arten von ultraleichten organischen Solarzellen zum Einsatz. Während seiner mehr als 30-jährigen Karriere hat Leo zudem mehrere Unternehmen für die Vermarktung seiner Erfindung gegründet.
Publikumspreis
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Gordana Vunjak-Novakovic (Serbien/USA)
Fortschritte in der Gewebezüchtung: Der Publikumspreis, mit dem einer der 15 Finalisten als Ergebnis einer öffentlichen Online- Abstimmung geehrt wird, ging in diesem Jahr an die serbisch-amerikanische Biomedizintechnikerin Gordana Vunjak-Novakovic. Mit ihrer Entwicklung eines Ex-vivo-Verfahrens zur Gewebezüchtung, das patienteneigene Zellen nutzt, hat sie die Grundlage für neue Anwendungen in der regenerativen Medizin geschaffen. Der Publikumspreis soll den Erfinder oder das Erfinder-Team auszeichnen, das die breite Öffentlichkeit durch Kreativität und Einfallsreichtum inspiriert und beeindruckt hat.