Studie unterstreicht wachsende Bedeutung des Biotechnologiesektors
„Je höher die Anzahl der Patente oder Lizenzverträge, desto größer das Innovationspotenzial“
Auf dem Weg zur Kommerzialisierung sind Patente für neue Erkenntnisse und Lizenzen für die Rechte zu deren Verwertung einer der Goldstandards für die angewandte Forschung. Während eine im Jahr 2005 von der EU publizierte großangelegte Analyse von 35 verschiedenen Industriezweigen ergab, dass die internationalen Patentanmeldungen im Bereich der Biotechnologie im letzten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts noch auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau stagnierten, kletterte hingegen nach der Jahrtausendwende die Zahl der Biotechnologiepatente in Europa von etwa 6.000 in 2004 auf 7.000 im Jahr 2018.
Die von der TransMIT erstellte Studie zeigt, dass die meisten internationalen Biotechnologiepatente, die in diesem Zeitraum eingereicht wurden, die Klassen und Unterklassen von Mikroorganismen und Enzymen oder deren Zusammensetzungen abdeckten. Anwendungen kommen dabei etwa aus den Bereichen Biozide, Schädlingsbekämpfungsmittel oder Lockstoffe und Pflanzenwachstumsregulatoren sowie Substanzen, die von Mikroorganismen oder tierischem Material hergestellt oder daraus extrahiert werden. Weitere Biotechpatente wurden hauptsächlich im Bereich der Verarbeitung von Mikroorganismen oder in der Prüf- und Kontrolltechnik angemeldet. Die beiden wichtigsten Biotechnologieklassen, für die geistiges Eigentum (IPR) beansprucht wurde, sind Anwendungen von Mikroorganismen und Enzymen (C12N) und Mess- und Prüfverfahren (C12Q).
„Je höher die Anzahl der Patente oder Lizenzverträge, desto größer ist das Innovationspotenzial“, betont Dr. Peter Stumpf. „Insbesondere in den Biowissenschaften und in der Biotechnologie ist die Patentierung eine Metrik, die innovative Leistungen ausdrückt und gleichzeitig ein Prinzip des Überlebens im Wettbewerb ist.“ Vor diesem Hintergrund identifiziert das EU-Projekt KETBIO im Rahmen des EU-Förderprogramms Horizont 2020 derzeit die innovativsten Ergebnisse der europäischen Biotechnologieforschung und beschleunigt die Marktdurchdringung dieser Schlüsseltechnologie.
Die TransMIT gehört zum Projektkonsortium der EU-Initiative KETBIO (Key Enabling Technologies in Biotechnology) zur Förderung der Biotechnologie als einer von sechs bedeutenden Schlüsseltechnologien (KETs). Mit dem übergeordneten Ziel der verbesserten und schnelleren Implementierung dieser Schlüsseltechnologie in der europäischen Industrie ist die TransMIT insbesondere federführend verantwortlich für die Identifizierung, Auswahl und Bewertung der aussichtsreichsten EU-geförderten Projekte sowie für die Beschleunigung der Kommerzialisierung der dort erzielten bioökonomisch relevanten Ergebnisse aus Forschung und Entwicklung (FuE). Dies betrifft sowohl Projekte mit reiner Wissenschaftspartizipation als auch mit Beteiligung der Industrie.
Die im Jahr 2017 unter dem Dach des EU-Förderprogramms Horizont 2020 gegründete Initiative KETBIO zielt darauf ab, ein neuartiges Clustermodell für biotechnologische Forschungsprojekte zu etablieren, um die Auswirkungen und die Reichweite der von der EU finanzierten Schlüsseltechnologien hervorzuheben und zu verbessern. Die Bündelung von Projekten und die Verknüpfung mit Wissenstransferaktivitäten ermöglicht eine beschleunigte industrielle Nutzung der Ergebnisse durch Partnerschaften und soll die Wirkung durch die Nutzung von Synergien im Bereich Wissenstransfer und Kommunikation maximieren. Die Unterstützungs- und Koordinierungsaktivitäten von KETBIO realisieren darüber hinaus einen Zugang zu bestehenden Technologien und ihren Transferaktivitäten sowie neuen Kooperationspartnern für Biotechnologieprojekte in ganz Europa.