Antikörper als «Navis» für Nanopartikel gegen Krebs
(dpa) Im Kampf gegen Krebs hoffen Mediziner auf Nanopartikel für neue, zielgerichtete Behandlungsmöglichkeiten. Die winzigen Partikel sollen Krebsmedikamente zielgenau bei Tumorzellen abladen und so weniger Nebenwirkungen provozieren als die klassische Chemotherapie. Dazu werden die Nanopartikel mit Antikörpern ausgestattet, die sich gezielt an Krebszellen heften, berichtete Prof. Jürgen Borlak vom Fraunhofer-Institut für Toxikologie und Experimentelle Medizin in Hannover am Dienstag beim Internistenkongress in Wiesbaden. Erste Tests bei Brustkrebs zeigten eine gute Verträglichkeit.
Borlaks Gruppe entwickelt und prüft gemeinsam mit israelischen Kollegen Nanopartikel für die Behandlung von Lungen- und Leberkrebs. Die biologisch abbaubaren Nanopartikel könnten in die Vene gespritzt werden und gelangten über die Gefäße zu den Tumoren, erläuterte Borlak. Mit Hilfe der Antikörper navigierten sie zu den Krebszellen. Dort setzten die Partikel den Wirkstoff frei. Anschließend würden sie vom Körper abgebaut. Gesunde Zellen schädigten sie nicht. Die klassische Chemotherapie sei dagegen nicht in der Lage, gesunde Zellen von Krebszellen zu unterscheiden.
Mit Antikörpern gekoppelte Nanopartikel lassen sich laut Borlak auch für bildgebende Verfahren nutzen, um beispielsweise Wechselwirkungen zwischen ihnen und tumorspezifischen Proteinen auf Molekülebene sichtbar zu machen.
Nano leitet sich vom altgriechischen Wort «nanos» für Zwerg ab. Ein Nanometer ist der milliardste Teil eines Meters. Die Partikel sind so klein, dass sie Zellmembranen ebenso überwinden können wie die Barriere zwischen Blutbahn und Gehirn.
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