Boehringer Ingelheim übernimmt Schweizer Biotech-Start-up

17.07.2019 - Schweiz

Boehringer Ingelheim hat den Erwerb sämtlicher Anteile an AMAL Therapeutics SA bekanntgegeben. Die private Schweizer Biotechnologiefirma fokussiert sich auf immunonkologische Therapien und entwickelt neuartige therapeutische Krebsimpfstoffe auf der Basis ihrer Technologieplattform KISIMA. Der Leitimpfstoff von AMAL, ATP128, wird derzeit zur Behandlung von kolorektalen Karzinomen im Stadium IV entwickelt. Erste Studien am Menschen sollen noch in diesem Monat gestartet werden. Boehringer Ingelheim plant die Entwicklung neuer Therapien durch die Kombination von Wirkstoffen des eigenen Immunonkologie-Portfolios mit der patengeschützten Immunisationsplattform KISIMA von AMAL.

„Die Übernahme von AMAL ist Teil der langfristigen Unternehmensstrategie, unsere Position als Wegbereiter für neuartige Krebstherapien, z. B. in der Immunonkologie, weiter auszubauen, indem wir uns bahnbrechende wissenschaftliche Entdeckungen und deren Anwendungen zunutze machen“, erklärte Michel Pairet, Mitglied der Unternehmensleitung von Boehringer Ingelheim und verantwortlich für den Unternehmensbereich Innovation. „Wir wollen Vorreiter bei der Entwicklung neuer biologischer Therapien für Krebspatienten sein. Die Technologien und Expertise, die bei AMAL entwickelt wurden, sind dafür ein entscheidender Beitrag.“

Der Gesamttransaktionswert kann bis zu 325 Millionen Euro betragen. Diese Summe setzt sich aus einer Abschlagszahlung und weiteren Zahlungen zusammen, die von der Erreichung bestimmter klinischer- und Zulassungs- Meilensteine abhängig sind. Darüber hinaus sind bis zu 100 Millionen Euro für die Erreichung bestimmter kommerzieller Meilensteine zusätzlich vereinbart.

„Ich bin sehr stolz auf die Leistungen des gesamten AMAL-Teams, die durch diese Übernahme gewürdigt werden. Ich freue mich, die Technologieplattform KISIMA in Zusammenarbeit mit Boehringer Ingelheim weiterzuentwickeln. Dank dieser neuen Beziehung zu Boehringer Ingelheim können wir jetzt das volle Potenzial der KISIMA-Plattform für die Bekämpfung solider Tumoren ausschöpfen und gleichzeitig den AMAL-Ansatz in der biotechnologischen Forschung sowie unsere wissenschaftlichen und universitären Netzwerke weiterführen. Darüber hinaus wird uns der Zugriff auf die gemeinsamen Ressourcen und Fähigkeiten in der klinischen Entwicklung sehr dabei helfen, ATP128 und weitere Substanzen voranzubringen“, so Madiha Derouazi, Gründerin und Hauptgeschäftsführerin von AMAL Therapeutics.

„Wir sind beeindruckt von den Fortschritten, die Madiha und das gesamte Amal-Team bei diesem beeindruckenden Exit erzielt haben”, sagt Frank Hensel, Principal beim High-Tech Gründerfonds. „Die Amal-Geschichte zeigt, wie wichtig frühe Finanzierungsquellen wie der HTGF sind. Die strategische Partnerschaft mit unserem Limited Partner Boehringer Ingelheim Venture Fund hat einen wichtigen Beitrag zu diesem Erfolg geleistet und beweist den Wert der Zusammenarbeit zwischen Start-ups, Corporate Ventures und Investoren”.

Boehringer Ingelheims Immunonkologieeinheit konzentriert sich darauf, Therapien zu entwickeln, die es ermöglichen, eine Immunreaktion gegen nicht entzündliche, sogenannte „kalte“ Tumore, auszulösen. Diese Tumore gehören zu einer großen Gruppe an Krebsarten, die gegen viele Behandlungen resistent sind, unter anderem auch gegen Checkpoint- Inhibitoren. Der immunologische Angriff auf „kalte“ Tumoren stellt eine besondere Herausforderung dar. Die Impfstofftechnologie KISIMA von AMAL wurde entwickelt, um starke Immunantworten auszulösen und ist dadurch eine vielversprechende therapeutische Option zur Behandlung solcher Krebsarten.

Durch die Übernahme von AMAL und die bereits 2018 erfolgte Übernahme von Vira Therapeutics (ViraT) sowie die Einlizenzierung des gegen SIRPalpha gerichteten Antikörpers von OSE Immunotherapeutics verstärkt Boehringer Ingelheim seinen strategischen Fokus auf immunzellgerichtete Therapien wesentlich. Durch die Kombination der unternehmensinternen Forschung und Entwicklung auf Weltklasseniveau mit der von hochinnovativen Biotechnologieunternehmen kann Boehringer Ingelheim neuartige immunonkologische Therapien entwickeln und beschleunigt so die Entwicklung der nächsten Generation von Krebstherapien.

Der Hauptsitz von AMAL befindet sich auf dem Medizin-Campus der Universität Genf, wo das Unternehmen 2012 mit finanzieller Unterstützung durch ein Konsortium industrieller und institutioneller Investoren gegründet wurde. Zu den ersten Seed-Investoren zählten damals der Boehringer Ingelheim Venture Fund (BIVF) und der High-Tech Gründerfonds (HTGF). Weitere Gelder kamen von VI Partners, Helsinn Investment Fund, BioMed Partners und Schroder Adveq. Die Technologieplattform von AMAL und darauf aufbauende Produkte sind durch ein breites Portfolio von Patenten und Lizenzen geschützt.

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