Sichelzellanlage fördert körperliche Entwicklung afrikanischer Kinder

31.03.2010 - Deutschland

Forscher des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin (BNI) haben erstmals nachgewiesen, dass sich Kinder mit der Anlage zur Sichelzellanämie in Malariagebieten besser und schneller entwickeln als Kinder ohne diese Anlage. Damit haben sie die Beweiskette des prominentesten Beispiels für eine "balancierende Evolution" an einer wesentlichen Stelle geschlossen.

Das Vorkommen der Sichelzellanlage in Malariagebieten ist das Paradebeispiel der "balancierenden Evolution": Während die einfache Sichelzellanlage (Gendefekt nur von einem Elternteil ererbt) vor Malaria schützt, führt die doppelte Anlage als Sichelzellanämie unbehandelt meist bereits in der Jugend zum Tode. "Der Nachteil der tödlichen doppelten Sichelzellanlage wird durch einen Schutz vor Malaria bei der einfachen genetischen Anlage ausgeglichen, 'balanciert'", erklärt Prof. Dr. Jürgen May, Infektionsepidemiologe des BNI und Leiter der Studie. Die "balancierende Evolution" gilt als Grundprinzip der Entwicklung des Menschen und anderer Lebewesen, das wesentlich die Anpassung an Umweltbedingungen und die genetische Vielfalt der Individuen fördert.

In einer großangelegten Kohortenstudie untersuchten die Forscher zwei Jahre lang mehr als eintausend Kinder in Ghana. Das Ergebnis: "Die Sichelzellanlage senkt das Risiko einer Unterentwicklung um die Hälfte", sagt Dr. Benno Kreuels von der Gruppe um May. Der Grund sei der Schutz vor häufigen Malariaepisoden und der damit verbundenen chronischen Blutarmut.

Origiinalveröffentlichung: Kreuels B., et al.; "Differing effects of HbS and HbC traits on falciparum malaria, anemia and child growth"; J. Blood. 2010

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