Deutsche Forschung kann mehr zur Gesundheit in Entwicklungsländern beitragen

Symposium des Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie und des Verbands der forschenden Pharma-Unternehmen

26.02.2010 - Deutschland

"Akademische Forschungsgruppen und Pharmaunternehmen in Deutschland können stärker zur Entwicklung neuer Medikamente für Entwicklungsländer beitragen. Dafür brauchen sie jedoch mehr politischen Rückhalt und einen Rahmen für Kooperationen mit international agierenden Product Development Partnerships. Diesen gilt es nun genauer zu umreißen." So erklärt Professor Stefan Kaufmann, Direktor am Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie in Berlin (MPIIB), das Ziel des Symposiums "Gesundheit in Entwicklungsländern - gemeinsam mehr erreichen!". Veranstaltet wird es vom MPIIB zusammen mit dem Verband der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa) in Berlin.

"Das wirtschaftliche Potenzial eines Entwicklungslandes hängt stark von der Gesundheit seiner Bevölkerung ab. Doch oftmals erreichen auch die preiswertesten Medikamente die Bedürftigen nicht. Und gegen einige Krankheiten dort - wie Tuberkulose oder Schlafkrankheit - sind keine zuverlässigen und gut verträglichen Medikamente verfügbar." So umreißt Cornelia Yzer, Hauptgeschäftsführerin des Verbands der forschenden Pharma-Unternehmen vfa, die Problemlage.

Immerhin arbeiten Pharmafirmen mittlerweile weltweit an 84 neuen Medikamenten gegen solche Krankheiten. Dazu kooperieren sie meist in Product Development Partnerships (PDPs) mit Stiftungen, Hilfsorganisationen und Forschungseinrichtungen und teilen sich mit diesen die Aufgaben, Kosten, Nutzungsrechte und Vertriebsverpflichtungen. Yzer: "Diese Organisationsform hat sich bewährt!" Während allerdings die industrielle und die akademische Forschung aus Italien, Belgien und Spanien intensiv in solchen Partnerships mitwirkt, sind hiesige Einrichtungen bislang wenig vertreten, und Deutschland gibt nur vergleichsweise wenig für die Tropenkrankheitsforschung aus.

"Dabei hätte Deutschland qualitativ außerordentlich viel beizutragen", so Kaufmann. So hätten sich etliche Forschungsgruppen einen Namen mit Erkenntnissen über Malaria, Schlafkrankheit und Wurmerkrankungen gemacht. Gegen Tuberkulose habe das Berliner MPIIB einen Impfstoff erfunden, der die erste klinische Überprüfung bereits bestanden hat. "Am biomedizinischen Knowhow fehlt es sicher nicht!" Ebenso ist auf Industrieseite umfassendes Knowhow für die Pharmaforschung und -entwicklung vorhanden, und mehrere Unternehmen zeigen Bereitschaft oder haben schon begonnen, es stärker für Entwicklungsländer einzusetzen.

"Was noch fehlt, ist insbesondere ein politischer Rahmen, der die Initiierung und Durchführung von Kooperationen deutscher Forschungseinrichtungen und Unternehmen mit den international agierenden PDPs fördert", erklärt Yzer. "Wir begrüßen es sehr, dass das Bundesforschungsministerium bereits an einer entsprechenden Strategie arbeitet." Eine gemeinsame Arbeitsgruppe aus Vertretern von Politik, Forschung und Industrie könne entsprechende Vorschläge erarbeiten. Zum Beispiel könne die Einrichtung einer Koordinationsstelle für die Ministerien für Gesundheit, Forschung und Entwicklungszusammenarbeit helfen, Forschungs- und entwicklungspolitische Zielsetzungen in Einklang zu bringen. Unabdingbar sei auch ein stärkeres finanzielles Engagement der öffentlichen Hand, zumal die besonders kostenintensiven klinischen Studien für die meisten in PDPs neu erfundenen Medikamente noch bevorstehen.

"Wenn sich Partner mit ergänzendem Know-How zusammen tun, entsteht ein deutlicher Synergieeffekt. Unsere Aufgabe ist jetzt, diese Partnerschaft zu schmieden. Dazu brauchen wir auch die Unterstützung der Politik als ehrlichen Makler. So können am besten neue Medikamente entwickelt werden, die dann auch den armen Ländern zu einem erschwinglichen Preis zur Verfügung stehen," erklärt Kaufmann.

Bei Auf- und Ausbau deutscher Aktivitäten der geplanten Art könne man von bestehenden Product Development Partnership-Organisationen wie Medicines for Malaria Venture, von der Weltgesundheitsorganisation WHO sowie von anderen Kooperationen zwischen Pharmaindustrie und akademischen Forschungszentren, etwa dem Helmholtz-Zentrum München, lernen.

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