Krise der Life Sciences-Branche steht noch bevor

Aktuelle Studie beleuchtet Marktveränderungen und -herausforderungen

17.11.2009 - Deutschland

Der achte globale Forschungsbericht Vision & Reality 2009 von Capgemini Consulting hebt die signifikanten Herausforderungen der Life Sciences-Branche im aktuellen globalen Marktumfeld hervor: Das Jahr 2012 wird das Jahr der Patentausläufe, die für die Pharmahersteller Umsatzrückgänge von etwa 100 Milliarden Dollar bedeuten. Die Entwicklung von neuen Medikamenten dauert zu lange und ist zu teuer, die Kostenstrukturen müssen jedoch nicht nur im Bereich Forschung & Entwicklung, sondern grundsätzlich überdacht werden. „Bisher hat die Krise den Life Sciences-Sektor nicht so stark getroffen wie andere Industrien. Dies führte jedoch dazu, dass einige notwendige Maßnahmen nicht angestoßen wurden“, warnt Günther Illert, Projektverantwortlicher der Studie beim Beratungsunternehmen Capgemini Consulting. „Mittel- bis langfristig wird die Branche dies zu spüren bekommen, auch wenn knapp über die Hälfte der befragten Unternehmen innerhalb der nächsten 24 Monate eine Erholung des Marktes erwartet. Denn im Erkennen und Managen von langfristigen Trends, die sich vielfach schon vor der Krise abgezeichnet haben, liegt die große Herausforderung“, fügt Illert hinzu.

Die Auswirkungen des derzeitigen Wirtschaftsklimas erhöhen den Druck auf die Pharmaunternehmen, besonders im Bereich der Kosteneindämmung wie auch der Kundenorientierung. Regierungen wie Konsumenten erwarten günstigere Medikamente, was deutlich Druck auf die Markenhersteller ausübt. Als Resultat des Rekordjahres 2012 für auslaufende Patente und des daraus entstehenden Wettbewerbs mit Generikaherstellern erwartet die Pharmaunternehmen ein Umsatzrückgang von 100 Milliarden Dollar. Eine Antwort darauf werden weitere Fusionen und Akquisitionen sein.

Unabhängig von der Krise sind Kostenreduzierungen unerlässlich

57 Prozent der Befragten (vor allem Konzerne und große Unternehmen) geben an, dass die Krise ihre strategischen Entscheidungen und Maßnahmen nicht beeinflusst hat, sondern lediglich den Umfang und die Geschwindigkeit der bereits definierten Maßnahmen. Der Rest, vorwiegend kleinere und oftmals Biotech-Unternehmen, bestätigen dies nicht. Sie haben Pläne und Strategien aufgrund der Krise gestoppt oder geändert und zusätzlich kostenreduzierende Maßnahmen (vor allem Personalabbau) ergriffen.

Erhöhter Preisdruck (29 Prozent), mehr Auflagen bei der Zulassung (23 Prozent) und veränderte Marktbedingungen (16 Prozent) identifizieren die befragten Unternehmen als die drei wichtigsten Ursachen für die Notwendigkeit von Kostenreduktion. Das größte Einsparpotenzial schlummert laut der Studie in der Supply Chain (52 Prozent), in der Forschung & Entwicklung und im lokalen Marketing (beide 39 Prozent) sowie in der IT (35 Prozent). Erste Ansatzpunkte könnten hier neben der Professionalisierung in Vertrieb und Marketing auch Business Process Outsourcing und unternehmensinterne Shared Service Center zum Beispiel in der Buchhaltung oder Beschaffung sein. Diese bieten ein großes Sparpotenzial und sind von der Branche noch nicht ausreichend eingesetzt wie dies in anderen Industrien der Fall ist.

Innovationen wichtig - bei Produkten wie Geschäftsstrategien

Um sich adäquat auf die Herausforderungen vorzubereiten, sollten die Life Sciences-Unternehmen radikalere Kostensenkungsstrategien als bisher verfolgen, Risiko Management betreiben und sich einer Transformation unterziehen, die weit über lineare Einsparungen hinausgeht. „Es geht darum, den Patienten mit seinen Bedürfnissen wirklich in den Mittelpunkt zu stellen. Nur durch engere Zusammenarbeit zwischen akademischer und betrieblicher Forschung, zwischen Industrie und Krankenkassen sowie mit Ärzten und Krankenhäusern auf der Suche nach neuen und günstigeren Behandlungsoptionen wird sich die Pharmabranche dem wachsenden Druck von Seiten der Regierungen und der Gesellschaf behaupten können. Das erfordert eine grundlegende Transformation, sonst wird es der Life Sciences Branche ergehen wie der Banken- oder Automobilbranche”, bilanziert Günther Illert.

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