Mit Kunststoffen Prionen nachahmen

08.05.2002

Inwieweit reduzieren Abfallbehandlungsanlagen das BSE-Infektionsrisiko? Fraunhofer-Experten stellen dazu auf der IFAT erstmals einen polymeren Indikator vor. Mit ihm lässt sich schnell ermitteln, bis zu welchem Grad die Erreger zerstört wurden.

BSE erhitzt immer noch die Gemüter. Nicht nur die Verbraucher von Rindfleischprodukten haben Bedenken: Fachleute weisen darauf hin, dass selbst von verbrannten Rückständen infizierter tierischer Abfälle Gefahren ausgehen könnten. Der Grund: Das Wissen über Prionen ist trotz intensiver Forschung noch eher gering. Und es gibt kein sicheres Testverfahren, mit dem sich dokumentieren lässt, ob und in welchem Ausmaß Prionen bei der Verbrennung, Pyrolyse oder Thermodruckhydrolyse, zerstört werden. Einen Lösungsansatz stellen Wissenschaftler vom Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung IVV auf der Messe IFAT in München (13. bis 17. Mai; Halle B 2, Stand 346) vor: den BSE-Indikator. Es ist das erste Verfahren, mit dem der Zerstörungsgrad von infizierten Abfällen kostengünstig und schnell gemessen werden kann.

"Unser Verfahren fußt auf zwei Erkenntnissen", erklärt Peter Eisner die Idee. "Zum einen kann man Prionen bisher nicht in komplexen Abfallmischungen nachweisen. Und zum anderen muss bei den bisherigen Testverfahren die Konzentration der Erreger sehr hoch sein." Die Freisinger Forscher gingen deshalb neue Wege: Sie setzen den Abfällen ihren Indikator vor der thermischen oder hydrolytischen Behandlung zu. Danach zeigt er an, in welchem Umfang Prionen zerstört wurden.

"Heute geht die Fachwelt davon aus, dass die langen Aminosäureketten der Prionproteine in möglichst kurze Bruchstücke gespalten werden müssen, um sie zuverlässig unschädlich zu machen", erläutert der Experte. "Da man den Zerfall der Erreger nicht direkt testen kann, haben wir dieses indirekte Verfahren entwickelt. Der Indikator ist ein Polyamidkunststoff, dessen Amidbindung sich chemisch ähnlich verhält wie die der Proteine. In nur wenigen Stunden können wir gesichert nachweisen, wie stark seine Molekülketten in einer Anlage abgebaut wurden."

Die Eignung des Indikatormaterials unter verschiedenen Prozessbedingungen haben die Wissenschaftler bereits nachgewiesen. Zurzeit untersuchen sie, wie der Indikator bei verschiedenen Temperaturen zerfällt. Auch hier sind die Ergebnisse vielversprechend. In einer Tierkörperbeseitigungsanlage soll noch in diesem Jahr das erste Thermodruckhydrolyseverfahren in Bayern eingesetzt werden. Dort ließe sich der BSE-Indikator erstmalig in der Praxis einsetzen.

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