Auf der Spur der T-Killerzellen

23.07.2009 - Deutschland

Pilz-Infektionen gehören zu den häufigsten Krankheiten. Dabei unterscheidet man zwischen unkomplizierten Hautpilzen und schweren Infektionen. Diese können die Atemwege, den Verdauungstrakt oder auch den gesamten Organismus befallen. Dr. Tanja Breinig, Nachwuchsgruppenleiterin des Zentrums für Human- und Molekularbiologie der Saar-Uni, hat jetzt herausgefunden, dass dem Immunsystem möglicherweise Zellen zur Verfügung stehen, die gezielt darauf ausgerichtet sind, Pilzinfektion im menschlichen Körper zu besiegen.

Dr. Breinig hat sich in ihren Forschungsarbeiten mit den so genannten Pilz-spezifischen zytotoxischen T-Zellen befasst. Dabei handelt es sich um Zellen des menschlichen Immunsystems, die infizierte Gewebezellen schädigen und so Krankheitserreger abtöten. Besser bekannt sind sie unter ihrem "alten" Namen T-Killerzellen. Diese Zellen, die zur Untergruppe der menschlichen T-Lymphozyten zählen, weisen einige Besonderheiten auf: "Ich konnte zeigen, dass gerade diese Zellen möglicherweise wie maßgeschneidert für die Abtötung von Pilzen als Krankheitserreger sind. In weiteren Untersuchungen müssen wir nun die Interaktion zwischen den Immunzellen und den Pilzen weiter erforschen, um zu verstehen, wie die T-Zellen den Erreger erkennen und abtöten können", erklärt Tanja Breinig. Die Europäische Gesellschaft für Klinische Mikrobiologie und Infektionskrankheiten ESCMID förderte dieses Forschungsprojekt nun mit 18.900 Euro. Es ist das einzige Projekt deutschlandweit, das in diesem Jahr Geld aus dem Topf der ESCMID erhält.

"Es handelt sich um Grundlagenforschung. Dabei verwenden wir hauptsächlich eine Methode, mit der Immunzellen auch direkt im frischen, menschlichen Blut auf eine Reihe von Eigenschaften hin getestet werden können. So werde ich die Besonderheiten dieser Immunzellen noch weiter erforschen, um eventuell Rückschlüsse auf verbesserte Therapie- oder Präventionsmaßnahmen ziehen zu können", kündigt die Nachwuchswissenschaftlerin an, die auch Mitarbeiterin am Institut für Virologie des Uniklinikums in Homburg ist.

Menschen stehen ständig in Kontakt mit Pilzen und Hefen, die auf der Haut und den Schleimhäuten vorkommen. Pilze und Hefen können aber auch Krankheiten auslösen. In den meisten Fällen ist dabei die Haut an einer bestimmten Stelle betroffen, diese Erkrankungen verlaufen harmlos. Die Zahl der schweren Pilz-Infektionen, bei denen Atemwege, Verdauungstrakt oder der gesamte Organismus betroffen sind, hat allerdings in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts dramatisch zugenommen. Besonders gefährdet sind Menschen, die ein geschwächtes Immunsystem haben. Dazu zählen Säuglinge, ältere Menschen, Transplantations- und Tumorpatienten sowie HIV-Infizierte. Auch für Patienten auf der Intensivstation ist das Risiko, an einem Pilz zu erkranken, in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Mehrere Studien belegen, dass Pilze bis zu 17 Prozent der so genannten Krankenhausinfektionen auslösen.

Über die Hälfte der Menschen mit geschwächtem Immunsystem, die an Pilz-Infektionen erkranken, sterben daran. Bei Knochenmarks-Transplantierten, die an einer so genannten Infektion mit Schlauch-Pilzen (Aspergillus) erkranken, liegt die Todesrate sogar bei 95 Prozent. Gegen Pilze gibt es bis heute keinen Impfstoff, Medikamente dagegen haben meist starke Nebenwirkungen. Die Grundlagen-Forschung von Tanja Breinig ist daher möglicherweise ein erster Schritt hin zu verbesserten Therapie-Möglichkeiten.

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