Auf dem Weg zu künstlichem Gewebe?
Weich und hoch belastbar wie biologisches Gewebe: DNA-umhüllte Kohlenstoffnanoröhrchen
Weichteilgewebe wie Sehnen, Muskeln, Arterien, Haut und andere Organe erhalten ihre mechanische Stütze durch die extrazelluläre Matrix, einem Netz proteinbasierter Nanofasern. Verschiedene Protein-Morphologien führen dabei zu Geweben mit einer ganzen Bandbreite von Steifigkeiten. Als Implantate oder als Gerüste für die Gewebezüchtung braucht man poröse, weiche Materialien - die meist aber sehr fragil sind. Da viele biologische Gewebe regelmäßig starken mechanischen Belastungen ausgesetzt sind, ist es zudem wichtig, dass das Implantatmaterial eine vergleichbare Elastizität ausweist, um Entzündungen zu vermeiden. Gleichzeitig muss das Material sehr fest und belastbar sein, sonst kann es versagen.
Das neue Konzept nutzt DNA-Stränge als Matrix, die die gerüstbildenden Kohlenstoffnanoröhrchen in Anwesenheit einer ionischen Flüssigkeit regelrecht einwickeln und zu einem Gel vernetzen. Dieses Gel kann man spinnen: Nicht anders als beim Nassspinnen von Seide oder Kunstfasern für Textilien lassen sich hauchfeine Fäden erzeugen, wenn man das Gel in ein spezielles Bad eindüst. Die getrockneten Fäden haben eine poröse schwammartige Struktur und bestehen aus einem Netzwerk ineinander verschränkter ca. 50 nm dünner Nanofasern. Einweichen in einer Calciumchloridlösung vernetzt die DNA weiter, die Fäden werden wesentlich dichter und fester miteinander verbunden.
Diese schwammartigen Fasern ähneln den Kollagenfasernetzen der biologischen extrazellulären Matrix. Sie lassen sich zudem knoten, flechten und zu textilartigen Strukturen verweben. So entstehen Materialien, die so elastisch sind wie die weichsten natürlichen Gewebe, gleichzeitig verleihen ihnen die robusten DNA-Kontaktstellen eine hohe Belastbarkeit.
Ein weiterer Vorteil ist die elektrische Leitfähigkeit des neuen Materials, das sich damit auch als Elektrodenmaterial für mechanische Stellglieder, Energiespeicher und Sensoren eignet. So gelang es den Forschern etwa, einen Wasserstoffperoxid-Sensor herzustellen. Die Kohlenstoffnanoröhrchen katalysieren die Oxidation von Wasserstoffperoxid, dabei entsteht ein messbarer Stromfluss. Wasserstoffperoxid spielt eine Rolle in der normalen Herzfunktion und bei bestimmten Herzerkrankungen. Ein robuster Sensor mit der Dehnbarkeit des Herzmuskels wäre eine große Hilfe für die Erforschung dieser Zusammenhänge.
Originalveröffentlichung: Geoffrey M. Spinks et al.; "Tough Supersoft Sponge Fibers with Tunable Stiffness from a DNA Self-Assembly Technique"; Angewandte Chemie 2009
Meistgelesene News
Themen
Organisationen
Weitere News aus dem Ressort Wissenschaft
Diese Produkte könnten Sie interessieren
FireSting-PRO von PyroScience
Neues faseroptisches Messgerät: Präzise Messungen selbst in kleinsten Volumen
Messen Sie pH, Sauerstoff und Temperatur sogar unter sterilen Bedingungen
Schlauch-Druckaufnehmer von HiTec Zang
Kontaktlose Druckmessung für sterile Anwendungen
Einfach zu montierende Schlauchdrucksensoren für Durchmesser von 4,8-19,1 mm
Holen Sie sich die Life-Science-Branche in Ihren Posteingang
Ab sofort nichts mehr verpassen: Unser Newsletter für Biotechnologie, Pharma und Life Sciences bringt Sie jeden Dienstag und Donnerstag auf den neuesten Stand. Aktuelle Branchen-News, Produkt-Highlights und Innovationen - kompakt und verständlich in Ihrem Posteingang. Von uns recherchiert, damit Sie es nicht tun müssen.