Herzzellen können sich doch erneuern
(dpa) Entgegen bisherigen Annahmen bildet der Mensch im Lauf seines Lebens doch neue Herzzellen, allerdings nur in begrenztem Maß. Das kann nach einer neuen Untersuchung von Forschern des Karolinska-Institutes in Stockholm als "endgültig geklärt" angesehen werden. Der Kardiologe Olaf Bergmann und seine Kollegen nutzten für ihre Untersuchung die weltweite radioaktive Verseuchung nach einer der schlimmsten Umweltkatastrophen der letzten hundert Jahre: Atombombentests in der Atmosphäre während des Kalten Krieges haben das radioaktive Isotop Kohlenstoff-14 freigesetzt und Spuren davon in menschlichen Zellen hinterlassen.
Nach dem Verbot und Ende der oberirdischen Atombombentests 1963 wurde kein neues Kohlenstoff-14 mehr freigesetzt, und die vorhandene Menge in der menschlichen DNA verminderte sich langsam mit einer genau berechenbaren Geschwindigkeit. Auf dieser Grundlage konnten die Forscher den Isotopen-Anteil als "Marker" zur Altersbestimmung der Herzzellen von Menschen nutzen, die entweder vor oder nach den Atomtests auf die Welt gekommen waren.
Dabei fanden die Forscher heraus, dass sich die Herzzellen über eine Lebensspanne langsam erneuern können. Im Alter von 25 Jahren hat die jährliche Regeneration demnach ein Prozent betragen. Bis zum 75. Lebensjahr fiel sie auf 0,45 Prozent. Insgesamt werden der Studie zufolge innerhalb eines normalen menschlichen Lebens weniger als die Hälfte aller Herzzellen erneuert. Dieses Faktum solle "therapeutisch genutzt werden", meinten die Forscher. Das Herz gilt als eines der am wenigsten regenerativen Organe des Menschen.
Originalveröffentlichung: Olaf Bergmann et al.; "Evidence for Cardiomyocyte Renewal in Humans"; Science 3 April 2009, Vol. 324. no. 5923, pp. 98 - 102
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