Vitamin B3 beugt Infektionen vor
Vitamin macht Gabe von Wachstumsfaktor bei Neutropenie und Chemotherapie möglicherweise überflüssig
Das Forschungsteam von Dr. Julia Skokowa und Professor Dr. Karl Welte der MHH-Abteilung Molekulare Hämatopoese haben nun herausgefunden, dass auch die Gabe von Vitamin B3 die Anzahl der Fresszellen im Blut steigern und möglicherweise sogar den Wachstumsfaktor ersetzen kann.
"Wir haben zum ersten Mal die Verbindung zwischen einem Wachstumsfaktor und Molekülen festgestellt, die für den Stoffwechsel in die Zelle verantwortlich sind", sagt Dr. Skokowa. Der von ihrer Gruppe erforschte Stoffwechselweg ist ein sich selbst stimulierender Kreislauf, bei dem die Zelle den Wachstumsfaktor G-CSF selbst produziert. Vitamin B3 (Nicotinsäureamid) bringt den Kreislauf ins Rollen. Es ist die Vorstufe eines weiteren sehr wichtigen Moleküls, des so genannten Nicotinsäureamid-Adenin-Dinukleotid (NAD). Dieses NAD aktiviert ein Enzym, das sich Sirtuin-1 nennt und bereits dafür bekannt ist, dass es den Alterungsprozess von Zellen bremst. Sirtuin-1 aktiviert Faktoren, die sowohl die Produktion des Wachstumsfaktors G-CSF stimulieren als auch den dazu notwendigen Rezeptor (G-CSFR) an der Zellwand. Unter der Wirkung von Vitamin B3 entwickelt sich die Stammzelle also schnell und gut zum Granulozyten -ergaben die Laborversuche.
"Wir gehen davon aus, dass es auch im Körper des Menschen möglich ist, den Prozess der Reifung bis zu den Granulozyten mit der Gabe von Vitamin B3 zu steuern, ohne den Wachstumsfaktor G-CSF dazugeben zu müssen - denn den produziert die Zelle selbst", sagt Dr. Skokowa. "Bei Gesunden konnten wir nach der Einnahme von Vitamin B3 in einer bestimmten Dosis am nächsten Tag vermehrt Granulozyten im Blut feststellen. Nachdem sie das Vitamin wieder abgesetzt hatten, normalisierte sich die Granulozytenzahl schnell", führt die Forscherin aus. Sie ist davon überzeugt, dass das Ergebnis großes Potenzial für die Behandlung der Krankheiten hat, die durch die geringe Zahl von Granulozyten verursacht wird.
Originalveröffentlichung: Nature Medicine 2009, Volume 15, No. 2
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