Rheumatoide Arthritis: Erster Hinweis auf klinische Erfolge der Gentherapie

03.02.2009 - Deutschland

Wissenschaftler berichten über eine Studie, die erste klinische Hinweise liefert, dass eine Gentherapie die Symptome bei Patienten mit Rheumatoider Arthritis reduzieren kann.

In der aktuellen Februar-Ausgabe der Fachzeitschrift Human Gene Therapy stellen die Autoren die Studie an zwei Patientinnen mit schwerer Rheumatoider Arthritis vor. Leiter der Untersuchung war Prof. Dr. Peter Wehling, vormals Universitätsklinikum Düsseldorf, Klinik für Orthopädie, der die Studie in Kooperation mit deutschen und amerikanischen Wissenschaftlern 1997 und 1998 durchgeführt hat.

Bei der Gentherapie werden die Gene der Zellen so verändert, dass entweder ein Gendefekt repariert wird oder die Zelle in die Lage versetzt wird, ein Protein zu produzieren, das die Krankheit stoppt. Die ersten klinischen Studien zu derartigen Verfahren begannen im Jahr 1990. Behandelt wurden seltene genetische Defekte des Immunsystems. Für die vorliegende Studie wurde das Verfahren des Gentransfers von der Ethik-Kommission des Universitätsklinikums Düsseldorf in der verwendeten Form bestätigt.

Die Rheumatoide Arthritis ist eine klassische Autoimmunerkrankung, bei der sich das Immunsystem des Körpers mit der Folge geschwollener und entzündeter Gelenke, gegen sich selbst richtet. Das Gelenkgewebe, insbesondere der Knorpel, wird dauerhaft zerstört. Es gibt bislang keine Heilung. Geschätzt werden ca. eine Million Erkrankungsfälle in Deutschland. "Rheumatoide Arthritis ist eine extrem schmerzhafte Erkrankung, die mehrere Gelenke des Körpers betreffen kann. Die Rheumatoide Arthritis ist deshalb eine ideale Indikation für dieses Verfahren, weil das Gelenk ein abgeschlossener Raum innerhalb des Körpers ist, in den gentechnisch veränderte Zellen, einfach injiziert werden können, da sie dort verbleiben," erläutert Prof. Dr. Rüdiger Krauspe, Direktor der Orthopädischen Klinik des Universitätsklinikums Düsseldorf.

Prof. Dr. Peter Wehling erklärt das Verfahren: "Indem wir körpereigene gentechnisch veränderte Zellen in das betroffene Gelenk injiziert haben, konnte die Produktion des humanen Interleukin-1 Rezeptor Antagonisten (stoppt die Knorpelzerstörung) stimuliert werden. Er dient dazu, das Interleukin-1 Protein zu blockieren, das für die Entzündungsprozesse verantwortlich ist." "Der Ansatz der Studie war, dass dieses Gen kontinuierlich innerhalb des Gelenks 'arbeiten sollte'," sagte Christopher H. Evans, Center for Molecular Orthopaedics, Harvard Medical School, Boston, ebenfalls Ko-Autor der Studie. "Grundsätzlich konnte gezeigt werden, dass eine Gentherapie bei Gelenkerkrankungen machbar und sicher ist," sagt Dr. Julio Reinecke, verantwortlicher Molekularbiologe der Fa. Orthogen Düsseldorf anlässlich der Veröffentlichung.

Die Studie wurde an zwei Patientinnen durchgeführt, beide unter 75 Jahren alt mit der Diagnose fortgeschrittener Rheumatoider Arthritis. (Weil wegen eines anderen Gentherapieversuchs bei einer anderen Erkrankung Komplikationen auftraten, konnten nur zwei statt der geplanten sechs Probanden in die Studie eingeschlossen werden). Nach vier Wochen berichteten die Patientinnen über verminderte Schmerzen und Schwellungen. Bei einer der beiden Probandinnen waren diese Effekte dramatisch. Das behandelte Gelenk blieb schmerzfrei, obschon andere unbehandelte Gelenke der Patientin von weiteren Schüben der Erkrankung betroffen waren. Laboruntersuchungen des Gewebes aus dem behandelten Gelenk zeigten geringere Mengen des Interleukin-1 Proteins, was bestätigt, dass dessen Reduzierung auf die Therapie zurückgeht.

Die Studie zeigt, das die Gentherapie klinische Erfolge in der Behandlung rheumatoider Arthritis bewirkt und das Verfahren - über den bisherigen Beobachtungszeitraum - als sicher gelten kann. Der beschriebene viel versprechende Ansatz sollte in weiteren Studien erhärtet werden. Die Studie wurde mit Mitteln des Landes NRW unterstützt, das die Fa. Orthogen 1994 gefördert hat, um die Untersuchung zusammen mit der Universität Düsseldorf durchzuführen.

Die Studie entstand in Kooperation des Universitätsklinikums Düsseldorf, Klinik für Orthopädie, der Fa. Orthogen Düsseldorf, der University of Pittsburgh School of Medicine; und Steven Ghivizzani, University of Florida College of Medicine und Christopher H. Evans, Center for Molecular Orthopaedics, Harvard Medical School, Boston.

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