Hepatitis C: Interferon-Wirkung in den Leberzellen bestimmt Therapieerfolg

14.05.2008

Nur die Hälfte der Patienten mit chronischer Hepatitis C kann mit der heute üblichen Interferon-Therapie geheilt werden. Weshalb die Behandlung oft nicht wirksam ist, konnten nun Wissenschaftler der Universität Basel durch die Untersuchung von Gewebeproben nachweisen.

Das Forscherteam des Universitätsspitals Basel und des Friedrich Miescher Instituts ist der Frage nachgegangen, wieso diese Behandlung häufig unwirksam bleibt. Die Studie wurde durch die Bereitschaft von 16 Patienten ermöglicht, sich vier Stunden nach der ersten Injektion mit pegIFN für Forschungszwecke einer Leberbiopsie zu unterziehen. Diese Gewebeentnahme erlaubte es den Forschern, die molekulare Wirkung von pegIFN direkt in der Leber zu untersuchen.

Die Analyse der Organproben zeigte, dass bei vielen Patienten bereits vor der Therapie die Zielgene aktiviert sind, die durch die Interferone stimuliert werden sollen. Bei ihnen blieb eine nennenswerte Wirkung von pegIFN in den Leberzellen aus. Im Verlauf der weiteren Therapie zeigte sich auch keine Wirkung auf das Virus, und die Patienten konnten nicht geheilt werden.

Im Gegensatz dazu zeigten die Patienten, die vor der Behandlung keine Aktivierung des körpereigenen Interferonsystems aufwiesen, eine starke Wirkung von pegIFN mit einer Induktion von hunderten von Zielgenen. Die Therapie führte bei der überwiegenden Zahl dieser Patienten schon nach vier Wochen zu einer Elimination des Virus. Aus der Literatur ist bekannt, dass 85% solcher Patienten geheilt werden.

Wieso das körpereigene Interferonsystem bei fast der Hälfte der Patienten aktiviert wird, ist vollkommen unbekannt und wird ein wichtiges Thema zukünftiger Forschung sein. Ebenso unklar ist, wieso dieses aktivierte Interferonsystem die Infektion mit dem Hepatitis-C-Virus nicht eliminieren kann.

Diese Ergebnisse haben bedeutende Implikationen für die Behandlung von chronischer Hepatitis C. Erstens kann man sich vorstellen, den Aktivierungszustand des körpereigenen Interferonsystems in den Leberbiopsien zu bestimmen, die zur Diagnose routinemässig vor der Behandlung entnommen werden. Diese Informationen könnten Voraussagen über die Erfolgschancen der Therapie ermöglichen und für den Einsatz von neuen antiviralen Medikamenten eine wichtige Rolle spielen.

Zweitens zeigen die Resultate eine viel versprechende therapeutische Strategie auf: Sollte es gelingen, die Voraktivierung des körpereigenen Interferonsystems in der Leber rückgängig zu machen, könnten wahrscheinlich viel mehr Patienten mit pegIFN geheilt werden. Bereits laufen Forschungsprojekte, welche die Ursachen der Voraktivierung und mögliche Gegenmassnahmen untersuchen.

Originalveröffentlichung: Magdalena Sarasin-Filipowicz, Edward J. Oakeley, Francois H. T. Duong, Verena Christen, Luigi Terracciano, Witold Filipowicz, and Markus H. Heim; "Interferon signaling and treatment outcome in chronic hepatitis C"; Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) 2008.

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