Winnacker ruft in Stammzelldebatte zur Mäßigung auf
Ernst-Ludwig Winnacker, Generalsekretär des European Research Council in Brüssel und langjähriger Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft, ruft in der ZEIT vor der Bundestagsdebatte über die Novellierung des Stammzellimportgesetzes zur Mäßigung auf. Er beobachte derzeit in Deutschland "einen Kulturkampf, wenn nicht sogar einen Weltanschauungskrieg um die Verwendung sogenannter Stammzellen", schreibt der 66-jährige Biochemiker.
Winnacker hält die gegenwärtige Auseinandersetzung für absurd: "Niemals stand zur Debatte, die Forschungsfreiheit könne plötzlich vorrangig vor dem Schutz der Menschenwürde rangieren. Von einer bioethischen Kehrtwende kann also keine Rede sein." Der Bundestag habe allein "über die Verschiebung des Stichtages und über die Aufhebung der Strafbewehrung im Stammzellimportgesetz zu entscheiden. Beide Vorhaben sind aus wissenschaftlicher Sicht überfällig."
Der Import embryonaler Stammzellen sei trotz neuer wissenschaftlicher Entwicklungen noch immer notwendig, schreibt Winnacker. "Und zwar deshalb, weil wir insgesamt noch immer wenig über Zelltherapien wissen und verstehen." Darum könne er auch nicht verstehen, dass die Gegner der Stammzellforschung die bisher fehlenden Therapien den Forschern zum Vorwurf machten. "Das ist absurd. Was würden unsere Kritiker sagen, wenn man Stammzellen voreilig eingesetzt hätte, um dann einen Rückschlag zu erleiden?"
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