Arzneimittelvertrieb 2007: Trend zum Direktgeschäft

05.02.2008

Die Direktbelieferungen an die öffentlichen Apotheken erhöhten sich im Jahr 2007 um +9% auf 3,7 Mrd. Euro (Herstellerabgabepreise). Demgegenüber stieg der Umsatz durch Belieferungen des Großhandels lediglich um +4% auf 19,5 Mrd. Euro. Der Zuwachs der Direktbelieferungen resultiert vor allem aus dem Segment der nachahmerfreien Arzneien (primär patentgeschützte Arzneimittel), das insgesamt um +19% zulegt. Nach Menge gehen die Direktbelieferungen hingegen um -7% zurück. Dabei fällt der Rückgang bei nachahmerfreien Medikamenten mit -5% am geringsten, bei Altoriginalen mit abgelaufenem Patent dagegen mit -9% am stärksten aus. Für den Großhandel stellt sich die Situation anders dar. Hier wächst der Absatz um fast +5%, wobei Generika mit +11% am stärksten zulegen.

Der Direktvertrieb, der bei Arzneien ohne Generikapräsenz zulegt, erscheint somit vor allem für höherpreisige Medikamente attraktiv. Das wird auch dadurch unterstrichen, dass ein Umsatzzuwachs hier nur bei rezeptpflichtigen Arzneien stattfindet (+14%), während rezeptfreie über diesen Vertriebsweg rückläufig sind (-2%). Das verhält sich beim Großhandel anders, denn dort steigt der Umsatz mit rezeptfreien, vergleichsweise günstigeren Medikamenten mehr (+6%) als mit rezeptpflichtigen Präparaten (+4%). Zudem ist der Anteil neuer (= in den letzten zwei Jahren eingeführter) und damit häufig auch teuerer Präparate innerhalb des Direktgeschäfts mit 13% höher als innerhalb der Vertriebsschiene Großhandel mit 6%.

Auch die Art der Arzneimittel, die über den Direktvertrieb bevorzugt geliefert werden, zeigt, dass es sich um hochpreisige Präparate handelt. So steigt bspw. der Umsatz von Krebsmedikamenten wie Antineoplasten im Direktvertrieb um +60% (GH: +13%), spezifische Antirheumatika legen um +65% zu (GH: +23%), und Aidsmedikamente um +47% (GH: +10%), um nur drei Beispiele aus den umsatzstärksten Arzneigruppen anzuführen.

Angesichts der skizzierten Entwicklung ist zum Teil schon eine Diskussion in Gang gekommen, die sich in naher Zukunft noch verstärken dürfte. Sie erstreckt sich von der Frage, ob die derzeit bestehenden Rahmenbedingungen dem Arznei-Großhandel noch gerecht werden bis hin zu alternativen Konzepten zum Direktvertrieb. Dabei geht es im einzelnen bspw. um das Infragestellen bisheriger Erlösmodelle mit festgelegten Großhandels-Margen oder die Notwendigkeit von Vollsortimenten.

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