Eine neue Generation künstlicher Sehsysteme
Frankfurter Forschungszentrum für Neurotechnologie am Start
Künstliche Sehsysteme können bislang nur eng begrenzte Aufgaben lösen, da es sehr aufwändig ist, die Vielfalt der Welt in Computer-Programmen abzubilden. Diese Hürde wollen die Forscher überwinden, indem sie erstmalig Sehsysteme entwickeln, die autonom lernen und sich aus grundlegenden Funktionselementen selbst strukturieren. Das neue Forschungszentrum für Neurotechnologie soll vom Bundesforschungsministerium im Rahmen seines Bernstein-Programms mit mehreren Millionen Euro über einen Zeitraum von fünf Jahren gefördert werden. Ziel der Neurotechnologie ist es, die Prinzipien der Informationsverarbeitung im Gehirn besser zu verstehen und sie für die Entwicklung neuer Technologien nutzbar zu machen.
"Die Neurotechnologie steht weltweit an einem Wendepunkt," erklärt Prof. Christoph von der Malsburg. "Wir untersuchen, wie sich Hirnareale zu einem funktionellen Ganzen koordinieren, anstatt nur Einzelfunktionen zu betrachten." Zunehmend stellt sich das Gebiet der Herausforderung, viele Kompetenzen, wie das Abschätzen von Entfernungen und Bewegungen bis hin zum Erkennen und Verfolgen von Objekten zu koppeln. Diese Koordination soll mit Hilfe allgemeiner neurobiologischer Organisationsprinzipien erreicht werden. "Vorbild ist hier die Entwicklung von Kleinkindern, die durch autonomes Erkunden ihrer visuellen Umwelt Sehen lernen," erläutert Prof. Jochen Triesch, der das Projekt mit von der Malsburg koordiniert. Beide sind Senior Fellows des Frankfurt Institute for Advanced Studies (FIAS). Von der Malsburg wirkte bis vor kurzem an der University of Southern California und der Ruhr-Universität Bochum, Triesch kommt von der University of California, San Diego.
"Auf uns warten enorme Anwendungspotenziale, zum Beispiel für intelligente Sicherheitssysteme und die Entwicklung von Fahrerassistenzsystemen bis hin zu autonom fahrenden Fahrzeugen," stellt Prof. Rudolf Mester fest, Leiter des Labors für visuelle Sensorik an der Goethe-Universität Frankfurt. An dem Bernstein-Zentrum sind außer dem FIAS und der Goethe-Universität noch das Honda Research Institute Offenbach, das Max-Planck-Institut für Hirnforschung, Forscher aus Darmstadt und Heidelberg sowie mehrere Industriefirmen beteiligt. Ein hochkarätiger wissenschaftlicher Beirat garantiert internationale Vernetzung. So soll im Rahmen der breiter angelegten 'Frankfurt Vision Initiative' ein international sichtbarer neuer Forschungsschwerpunkt geschaffen werden.
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