Gendiagnostik in Deutschland: Status quo und Problemerkundung

07.09.2007

Die vollständige Sequenzierung des Genoms eines Menschen für 1000 US$ scheint in den nächsten fünf bis zehn Jahren möglich. Vor diesem Hintergrund sind Qualitätssicherung und die Schaffung von Regelungen im Umgang mit genetischen Daten die zentralen Stichworte der aktuellen Diskussion um die Gendiagnostik in Deutschland. Nach dem neuesten Bericht der Arbeitsgruppe Gentechnologiebericht der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften bedarf es vor allem der Einführung von europäischen und bundesdeutschen Qualitätssicherungssystemen.

"Die auf europäischer Ebene erarbeiteten Kriterien für die Bemessung der klinischen Relevanz von genetischer Diagnostik bei der Gestaltung der Leistungskataloge sollten sowohl von den Gesetzlichen als auch von den Privaten Krankenversicherungen Anwendung finden", so Jörg Schmidtke, Direktor des Instituts für Humangenetik an der Medizinischen Hochschule Hannover und Mitglied der Arbeitsgruppe Gentechnologiebericht. Auch sollten diese Kataloge rascher an den medizinisch-genetischen Fortschritt angepasst werden.

Der technologische Fortschritt und die fallenden Kosten für DNA-Sequenzierungen machen nach Meinung der Arbeitsgruppe eine Konzentration der genetischen Krankheitsversorgung auf große klinisch-genetische Zentren nötig. "Nur so ist eine ausreichende Qualitätssicherung mit standardisierten Untersuchungen zukünftig zu gewährleisten", ergänzt Bernd Müller-Röber, Sprecher der Arbeitsgruppe Gentechnologiebericht der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften.

Regelungsbedarf sieht die Arbeitsgruppe vor allem im Zusammenhang mit der Vermeidung genetischer Diskriminierung sowie bei einem angemessenen Umgang mit prädiktiven Tests für schwerwiegende Erkrankungen. Ebenso sollte in Deutschland eine neue gesetzliche Regelung für Abstammungsuntersuchungen geschaffen werden. Die Trennung von Test und Anfechtung der Vaterschaft ist hierbei ein wesentlicher Punkt.

Der Band zur Gendiagnostik aktualisiert und ergänzt das Kapitel zur molekulargenetischen Diagnostik aus dem ersten deutschen Gentechnologiebericht aus dem Jahre 2005. Aktuell behandelt werden u. a. die forensische Medizin, die Präimplantationsdiagnostik und die Frage des genetischen Exzeptionalismus. Außerdem widmen sich einzelne Beiträge dem ungewöhnlichen technischen Fortschritt, wichtigen Entwicklungen auf den Gebieten der Gesundheitsökonomie und Gesetzgebung sowie ausgewählten Indikatoren.

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