Genvariante beeinflusst emotionale Erinnerung
Die Professoren Andreas Papassotiropoulos von der Universität Basel und Dominique de Quervain von der Universität Zürich haben entdeckt, dass ein bestimmter Rezeptor für das emotionale Gedächtnis des Menschen eine wichtige Rolle spielt. Dieser alpha-2B-adrenerger Rezeptor dient als Andockstelle für den Botenstoff Noradrenalin. In einer Untersuchung bei gesunden Versuchsteilnehmern aus der Schweiz wurden sowohl neutrale als auch emotionale Fotos gezeigt. Wie erwartet wurden in einem darauf folgenden Gedächtnistest viel mehr emotionale als neutrale Bilder erinnert - allerdings nicht bei allen Versuchsteilnehmern in gleichem Masse. Die Forscher fanden heraus, dass eine genetisch verankerte Variante des identifizierten Rezeptors wesentlich dazu beitrug, dass man sich an besonders viele emotionale Bilder erinnern konnte. Die Erinnerungsfähigkeit an neutrale Bilder blieb indes unbeeinflusst.
In einem zweiten Teil der Studie untersuchten die Forscher zusammen mit Konstanzer Wissenschaftlern die Effekte der Rezeptorvariante auf hochemotionale traumatische Erinnerungen. Dabei untersuchten sie Überlebende des Genozids in Ruanda. Rund zwei Drittel der untersuchten Opfer litten an einer so genannten posttraumatischen Belastungsstörung, einer Angsterkrankung, bei der quälende traumatische Erinnerungen zu den Hauptmerkmalen gehören. Die Forscher fanden heraus, dass die Rezeptorvariante für die Stärke der quälenden Erinnerungen an die schrecklichen Erlebnisse während des Bürgerkriegs mitverantwortlich war.
Der entdeckte Mechanismus ist also einerseits dafür verantwortlich, dass man sich an die schönen Momente im Leben gut erinnern kann und er hilft zudem, erlebte Gefahren künftig zu vermeiden. Der Preis, den man für diese positiven Effekte zu bezahlen hat, ist allerdings, dass sich traumatische Erlebnisse so tief in unser Gedächtnis eingraben können, dass sie in Form quälender traumatischer Erinnerungen und Alpträumen weiter existieren.
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